Klimawissen
22.07.2025

Phosphor- und Stickstoffkreisläufe: Zu viel an falscher Stelle

Ein Traktor bringt Düngemittel auf einem Feld aus.
Ein Traktor bringt Düngemittel auf einem Feld aus.
©
Dusan Kostic / Adobe Stock

In der Natur fließen essentielle Grundstoffe des Lebens in Kreisläufen. Tier- und Pflanzenarten sowie komplexe Ökosysteme sind darauf ausgelegt, die begrenzt verfügbaren Stoffe optimal zu nutzen. Der Mensch verzerrt die Kreisläufe dramatisch – mit schweren Folgen für den ganzen Planeten und das Leben darauf.

Inhalt teilen
Darstellung der 9 Planetaren Grenzen 2023
Darstellung der 9 Planetaren Grenzen 2023
Darstellung der 9 Planetaren Grenzen
©
Azote for Stockholm Resilience Centre, based on analysis in Richardson et al 2023

Zu den essentiellen Elementen für alle Lebewesen gehören Stickstoff und Phosphor. Stickstoff ist essentieller Bestandteil des Erbguts und von Aminosäuren, aus denen alle Proteine aufgebaut sind. Phosphorverbindungen dienen im Stoffwechsel von Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren unter anderem als wichtige Energieträger. In der Natur stehen allen Lebewesen begrenzte Mengen dieser essentiellen Stoffe zur Verfügung. Biologische Gleichgewichte sind darauf ausgerichtet, limitierte Nährstoffe optimal auszuschöpfen. Arten, Artengemeinschaften und Ökosysteme haben ihren Bedarf daran angepasst.

Verfügbarer Stickstoff verdoppelt

Die einzigen Lebewesen, die auf natürlichem Weg Stickstoff aus der Luft fixieren können, sind Bakterien. Meistens leben sie an den Wurzeln bestimmter Pflanzen wie Erbse oder Lupine, an die sie den Stickstoff abgeben. Aber auch aquatische Cyanobakterien (Blaualgen) können Stickstoff fixieren. In Form von Futter- und Nahrungsmitteln steht er dann Tier und Mensch zur Verfügung. Andere Mikroorganismen geben bei der Zersetzung organischen Materials elementaren Stickstoff wieder in die Atmosphäre ab.

Detailliertere Kenntnisse der regionalen und globalen Stoffkreisläufe, neuartige Techniken und angepasste Praktiken in der Landwirtschaft können stellenweise helfen, Stickstofffreisetzung aus dem Anbau zu reduzieren. Dabei müssen jedoch Verlagerungseffekte konsequent mitgedacht werden: Die weltweite Freisetzung von Stickstoff und Phosphor wird nicht weniger, wenn in deutschen Ställen weniger Gülle produziert, dafür aber Fleisch aus anderen Ländern importiert wird. Deshalb erfordert eine nachhaltige Umstellung der Agrarproduktion ein verändertes Bewusstsein der Verbraucher:innen und der Politik. Nachfrage und Verbrauch landwirtschaftlicher Produkte müssen sich an den Grenzen des Planeten orientieren und entsprechend reguliert werden. Neben der Landwirtschaft sind Verbrennungsabgase aus Verkehr und Industrie ein wichtiger Aspekt: Sie müssen reduziert werden. Die Verkehrswende ist ein wichtiger Pfad zu diesem Ziel.

Fachliche Prüfung und Beratung zu diesem Beitrag: Prof. Dr. Doris Vetterlein, UFZ; Prof. Dr. Hans-Jörg Vogel, UFZ; PD Dr. Reinhard Well, Thünen Institut für Agrarklimaschutz

Zurück zur Übersichtsseite Planetare Grenzen

Expertise