Wie wir das Land verändern und die planetare Grenze überschreiten
In den letzten 50 Jahren hat die Menschheit große Flächen von Wäldern in landwirtschaftliche Nutzfläche verwandelt – in Deutschland ist es die Hälfte aller Flächen. Die Ausweitung und Intensivierung von Landwirtschaft und Siedlungsbau führen zum Wandel der Landsysteme, einem Verlust wichtiger Funktionen von Ökosystemen, zu Bodendegradation und einer Abnahme der biologischen Vielfalt.
Die Menschheit verändert die Landschaft in rasantem Tempo, etwa durch das Abholzen von Wäldern und die Landwirtschaft. Das übersteigt die Belastungsgrenzen des Planeten. In der Folge wird die Biosphäre, also die Gesamtheit allen Lebens, durch unser Eingreifen immer stärker belastet. Auch die Fähigkeit der Böden, Wasser zu speichern, verringert sich. Die biogeochemischen Kreisläufe, wie etwa der Nährstoffhaushalt der Böden, geraten aus dem Gleichgewicht: Der hohe Eintrag von Düngemitteln zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion gelangt über die Flüsse in die Meere und beeinträchtigt dort marine Ökosysteme, bis hin zu Zonen, wo durch Sauerstoffmangel kaum mehr Leben möglich ist.
Johan Rockström, der das Konzept der planetaren Belastungsgrenzen entwickelt hat, hat 2009 mit einem Team von Wissenschaftler:innen vorgeschlagen, dass maximal 15 Prozent der globalen, eisfreien Landfläche von Menschen als Ackerland genutzt werden sollte. Im Amazonas-Regenwald geht man von 20 bis 25 Prozent aus. Das bedeutet, dass ein Großteil der natürlichen Waldgebiete mitsamt ihrer Ökosysteme erhalten bleiben müssen, um die natürlichen Kapazitäten des Erdsystems zur Regulierung nicht überzustrapazieren.
2015 wurde festgestellt, dass Wälder nur noch auf 31 Prozent der globalen, eisfreien Flächen wachsen und bereits 37 Prozent der Landfläche vom Menschen für die Landwirtschaft genutzt werden. Damit ist die planetare Grenze eigentlich überschritten, mit der Landwirtschaft als größtem Flächennutzer.
Die Landnutzung und der Wandel der Landsysteme nimmt eine besondere Rolle im Konzept der planetaren Grenzen ein. Denn eine zu starke Umwandlung der Landfläche wirkt sich auch auf weitere Belastungsgrenzen aus – die Biodiversität, den Wasserhaushalt und die biogeochemischen Kreisläufe. Mehr dazu auf unserer Hauptseite zur Serie „Planetare Grenzen“.
Wie die Wälder geschützt werden können
Die räumliche Verteilung der Waldgebiete und die Intensität der Veränderungen der Landsysteme ist sehr komplex. Damit aber möglichst viel Landfläche in ihrer ursprünglichen Funktion erhalten bleibt, ist es sinnvoll, vor allem die produktivsten Gebiete der Erde mit ertragreichen Böden für die Landwirtschaft zu nutzen. Da dadurch insgesamt weniger Landfläche in Anspruch genommen werden muss, könnten wir so dauerhaft in den sicheren Handlungsraum der planetaren Grenze zurückkehren.
Wie kommen wir zurück in den sicheren Bereich?
Die planetare Grenze zur Landnutzung ist bereits heute deutlich überschritten. Vor allem wichtige Waldgebiete, wie der Amazonas-Regenwald, haben einige Ökosystemfunktionen verloren. Um diese planetare Grenze nicht noch mehr zu überschreiten, sollte Landfläche nur dann in Anspruch genommen werden, wenn es nicht vermeidbar ist. Eine nachhaltige, fleischarme Ernährungsweise kann zum Beispiel dabei helfen, den Flächenverbrauch zur landwirtschaftlichen Produktion zu verringern.
Eine nachhaltige Landwirtschaft und andere Maßnahmen können dabei helfen, dem Verlust von produktiven Flächen entgegenzuwirken und den natürlichen Wasserhaushalt zu regulieren. Natürlich braucht es auch Flächen für die Stadtentwicklung, den Anbau von Energiepflanzen für Biokraftstoffe und andere Nutzungen.
Mit welchen Klimafolgen zu rechnen ist
Ein starker Rückgang von Waldgebieten wirkt sich auch auf unser Klima aus. Denn natürliche Waldbestände sind eine wichtige Komponente des Erdklimasystems, die dem Klimawandel entgegenwirken kann. Im Amazonas-Gebiet verwandelt die großflächige Abholzung den Wald von einer Kohlenstoffsenke, die CO2 aufnimmt, in eine Quelle von Treibhausgasemissionen, und beeinflusst das Klima damit negativ.
Wenn die Wälder unserer Erde weniger CO2 speichern, verbleiben größere Mengen in der Atmosphäre – das würde zu höheren Temperaturen führen und damit den Klimawandel zusätzlich verstärken. Aber auch die Veränderung der Bodenstruktur nach der Abholzung könnte bei Extremwetterlagen Dürren und Überschwemmungen noch verstärken.
Wissenschaftliches Fachlektorat: Rico Fischer und Friedrich Bohn, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.
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