Wie speichern Mangroven-Wälder CO2?
Mangroven sind Bäume, die an Küsten wachsen, wo das Wasser warm und salzig ist. Vor allem in den Tropen bilden sie Wälder in der oberen Gezeitenzone. Das Ökosystem Mangrovenwald umfasst verschiedene Arten von Pflanzen, Bäumen, Sträuchern, Palmen, und Farnen, die an den Kontakt mit Salzwasser aus dem Meer und aus Flussmündungen angepasst sind. Zum Ökosystem gehören auch die Tiere und Mikroben, die im Mangrovenwald leben. Lebewesen aus dem Ozean und vom Land finden sich hier auf einem Raum zusammen – unten die marinen, oben die terrestrischen Organismen. Mangroven sind eine Kinderstube für Fische und andere Meerestiere.
Mangrovenbäume entziehen der Luft CO2 und bilden daraus durch Photosynthese Sauerstoff (O2) und Kohlenstoff (C), den sie in ihre Blätter und Äste einbauen. Die Küstenwälder werden durch die Gezeiten regelmäßig überspült. Dabei gelangen Reste von Lebewesen, Pflanzen und Tiere, deren Körper Kohlenstoff als organisches Material enthalten, in die Wälder. Mangroven können diesen Kohlenstoff im Sediment je nach Umweltbedingungen über Jahrzehnte, Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende speichern, da der Abbau des organischen Materials, der CO2 freisetzt, im sauerstoffarmen und salzhaltigen Sediment nur sehr langsam abläuft.
Mangroven gehören deshalb zu den natürlichen Lebensräumen, die helfen, den Klimawandel abzumildern, indem sie große Mengen von CO2 in ihrem Holz und ihrem Sediment langfristig festhalten – im Fachjargon sagt man, sie produzieren „negative Emissionen“.
Wie genau sammeln und lagern Mangrovenwälder CO2?
Verschiedene Prozesse finden gleichzeitig statt:
- Die Pflanzen wandeln CO2 in Biomasse, Blätter, Zweige, Holz und Wurzeln um. Fallen die Blätter herunter, tragen Krabben sie in ihre unterirdischen Höhlen.
- Auch Meer- und Flusswasser trägt organisches Material in die Wälder. Die Mangroven-Wurzeln bremsen das Wasser ab. So bleibt mehr hängen.
- Das kohlenstoffreiche Material sinkt ab und wird vom feinkörnigen Sediment begraben. Es liegt unter Wasser und enthält kaum Sauerstoff. Das verlangsamt die Abbauprozesse, die CO2 freisetzen würden.
- So wird der organische Kohlenstoff stabil im Mangrovensediment gespeichert.
Wissenschaftler:innen schätzen, dass die Sedimente unter Mangroven im Durchschnitt drei bis fünfmal so viel Kohlenstoff enthalten wie die Böden tropischer Regenwälder. Insgesamt sollen weltweit zwischen vier und 20 Milliarden Tonnen Kohlenstoff unter den Küstenwäldern liegen. Je nach Umweltbedingungen wächst dieser Kohlenstoffspeicher in manchen der Wälder schneller, in anderen langsamer. Durch Abholzen und Zerstörung der Wälder wird der Kohlenstoff wieder als CO2 in die Atmosphäre entlassen, da das Sediment dann nicht mehr von den Wurzeln festgehalten, sondern aufgewirbelt wird. Dadurch wird das organische Material dem Sauerstoff in der Luft ausgesetzt und chemisch sowie durch Mikroben abgebaut.
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)
Wieso Mangrovenwälder bedroht sind
Zu den Bedrohungen für die Mangroven gehören:
- Das Trockenlegen der Wälder, damit dort gebaut werden kann
- Die Umwandlung in Aquakulturteiche, Reisfelder, Soja- oder Palmöl-Plantagen
- Die Verseuchung mit Chemikalien aus der Aquakultur
- Die Verschmutzung durch die Förderung fossilen Öls und durch Müll
- Das Abholzen der Bäume für Konstruktionen und als Brennstoff
Die Fläche, auf der diese Ökosysteme wachsen, wird weltweit immer kleiner. Um dem entgegenzuwirken, wird in einigen Ländern versucht, die Mangrovenwälder wieder aufzuforsten, doch nicht genug und häufig erfolglos. Verstärkte Anstrengungen, besserer Schutz und besser geplante Aufforstungsaktivitäten sind weltweit nötig, um diesen besonderen und wertvollen Lebensraum zu erhalten.
Wissenschaftliches Fachlektorat: Martin Zimmer, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)