Thomas Krautwig

Die Rolle des Seeverkehrs: Klimaschutz und globale Bedeutung

Der Seeverkehr spielt eine bedeutende Rolle in der globalen Wirtschaft und ist maßgeblich für den internationalen Handel verantwortlich. Rund 90 Prozent aller Waren werden über den Seeweg transportiert – mit steigender Tendenz. Denn der Transport per Schiff ist meist die kostengünstigste und effizienteste Möglichkeit, große Mengen an Gütern zeitgleich zu transportieren. Allerdings verursacht der Seeverkehr rund 2,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen und trägt damit erheblich zum Klimawandel bei.

Mit rund 800 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten stoßen die Fracht- und Kreuzfahrtschiffe pro Jahr so viele Treibhausgase aus wie Deutschland. Besonders in den dicht befahrenen Gewässern wie der Nord- und Ostsee – mit Häfen in Hamburg oder Rotterdam – hat die Schifffahrt erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und unsere Gesundheit. Wissenschaftler:innen des Helmholtz-Zentrums Hereon haben hierzu herausgefunden, dass besonders an den Umschlagplätzen die Emissionen um rund 15 Prozent höher liegen.

Umweltprobleme durch den Seeverkehr

Im Vergleich zum Straßenverkehr emittieren Schiffe mehr Stickoxide (NOx), Feinstaub und Ruß, was zur Luftverschmutzung auf lokaler, aber auch globaler Ebene führt. Ruß beispielsweise verteilt sich bis in die hohen Breitengerade am Nordpol und führt dort zu einer Verringerung des Rückstrahlvermögens auf den weißen Eisflächen. Dies wiederum begünstigt das Abschmelzen des Eises.

Ein weiteres Problem ist die Belastung der Meere, etwa durch den Eintrag von Schadstoffen aus Abwasser oder durch Ölverschmutzung, was insbesondere maritime Ökosysteme in der Nähe von Häfen beeinträchtigt. Denn oftmals werden Küstengewässer künstlich verändert, damit größere Frachtschiffe die Logistikzentren passieren können. So zeigt das Beispiel der Elbvertiefung – Zugunsten von Containerschiffen – bei der der Grund des Flusses abgetragen wurde, wie natürliche Landschaften bedeutend verändert werden.

Dennoch ist der Seeverkehr aus unserem Leben nicht wegzudenken und versorgt uns mit einer Vielzahl von Produkten aus aller Welt. Daher sind Maßnahmen unerlässlich, um die Schifffahrt nachhaltiger zu gestalten.

Hierzu forscht Helmholtz:

Die Abteilung Chemietransportmodellierung des Helmholtz-Zentrum Hereon beschäftigt sich mit der Analyse und Vorhersage zur Verteilung von Luftschadstoffen. Mithilfe von Chemietransportmodellen untersuchen sie zum Beispiel, wie viel einzelne Sektoren – wie etwa der Schiffsverkehr – zu den Schadstoffemissionen beitragen. Mithilfe von Zukunftsszenarien wird untersucht, wie politische und technologische Maßnahmen zur Emissionsminderung beitragen.

 

Wie die Emissionen im Seeverkehr reduziert werden können

Um die Emissionen im Schiffsverkehr zu senken, sind insbesondere technische aber auch politische Maßnahmen notwendig. Die International Maritime Organization (IMO) der Vereinten Nationen, die für die Gestaltung der globalen Seeverkehrsregeln zuständig ist, hat bereits verschiedene Vorschriften erlassen, um die Umweltauswirkungen in der Seefahrt zu verringern.

So sind heutzutage etwa Abgasreinigungssysteme auf großen Schiffen vorgeschrieben, damit der Ausstoß von Stickoxiden und anderen schädlichen Stoffen reduziert wird. Ebenso wird durch festgelegte Emissionskontrollgebiete, ähnlich wie ausgewiesene Umweltzonen für Autos in Großstädten, die Luftbelastung durch Abgase reduziert.

Eine weitere Möglichkeit zur Verringerung der Emissionen – aber auch der Kosteneffizienz der Unternehmen – ist die Optimierung der Reisegeschwindigkeit. Mithilfe des sogenannten „slow steaming“ kann durch vorrausschauende Planung und Navigation der Kraftstoffverbrauch deutlich verringert werden. Dies hat sich besonderes während der Coronapandemie bemerkbar gemacht, als deutlich weniger Waren transportiert wurden und Frachtschiffe durch längere Fahrtzeiten auf See effektiver ausgelastet waren.

Dennoch ist der Einsatz von technischen Effizienzmaßnahmen wie Windzusatzantrieben oder ein optimiertes Schiffsdesign samt Antriebstechniken notwendig, um auch in Zukunft die CO2-Emissionen weiter zu verringern. Damit allerdings langfristig der Seeverkehr klimaneutral wird, sind saubere Kraftstoffe unerlässlich. Durch den Einsatz der Power-to-X Technologie etwa, können Stromüberschüsse aus erneuerbaren Energiequellen in nachhaltige Treibstoffe für Schiffe oder auch Flugzeuge umgewandelt werden. Der Vorteil liegt hierbei vor allem in den guten Transportmöglichkeiten.

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