Der neue Sachstandsbericht des Weltklimarats (WG II)
Verwundbarkeit und Anpassung
Im neuen Beitrag zum Sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats schätzen Klimawissenschaftler:innen den derzeitigen Kenntnisstand über Anpassungsmöglichkeiten an den Klimawandel ein. Hier finden Sie Hintergrundinformationen rund um den neuen Sachstandsbericht, den IPCC und Einschätzungen von Helmholtz-Wissenschaftler:innen.
Worauf die Welt sich vorbereiten sollte: Der nächste Teilbericht des Weltklimarats zeigt, wie wir uns an den Klimawandel anpassen müssen
Das Klima wird sich weiter aufheizen, Wetterextreme werden künftig häufiger auftreten. Wie schwerwiegend die Folgen sind, hängt allerdings auch davon ab, wie gut die Welt darauf vorbereitet ist. Dazu muss man Klima, Natur und Mensch zusammen denken, zeigt der neueste Beitrag zum Sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats.
Was ist der IPCC?
Überall auf der Welt erforschen Wissenschaftler:innen den Klimawandel und seine Auswirkungen auf Natur und Mensch. Um die Ergebnisse zu bündeln und zu klären, welche Gefährdung von der globalen Erwärmung ausgeht und ob gehandelt werden muss, haben das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gegründet, auch bekannt als der Weltklimarat.
Einschätzungen von Helmholtz-Wissenschaftler:innen
„Wir haben wider besseren Wissens viel Zeit verloren, unsere klimaschädlichen Emissionen auf Netto Null zu reduzieren. Wir werden das 1,5-Grad-Ziel reißen – und das hat schwerwiegende Folgen für Ökosysteme und Gesellschaften. Nicht in zehn, 50 oder 100 Jahren, sondern bereits heute. Meldungen aus aller Welt über Hitzerekorde, Dürren, sinkende Wasserspiegel, Missernten, Waldbrände und Überschwemmungen reißen nicht ab. Die Folgen für Menschen und Natur sind verheerend. Wenn wir nicht endlich ernsthaft beginnen, uns an die Klimaveränderungen anzupassen, dann werden die Folgen umso drastischer und teurer. Der heute von der Arbeitsgruppe 2 des Weltklimarates vorgelegte sechste Sachstandsbericht zeigt wie kein anderer zuvor, wie eng Mensch, Klima und Natur zusammenhängen und wie sich aus ihrem Zusammenspiel sowohl Möglichkeiten als auch Grenzen der Anpassung an den Klimawandel ergeben. Es muss also gelingen, Natur- und Klimaschutz als gemeinsames Leitbild des politischen Handelns zu verankern. Wir dürfen keine weitere Zeit mehr verlieren.“
- Georg Teutsch, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), amtierender Vizepräsident des Helmholtz-Forschungsbereichs Erde und Umwelt sowie Gesamtkoordinator und wissenschaftlicher Leiter des Bereichs Adaptation der Helmholtz-Klima-Initiative
"Hitzewellen, Fluten, Dürren und Artenschwund: Die Auswirkungen des Klimawandels erfordern ein noch dringenderes und noch entschiedeneres Handeln als bisher, urteilt die Arbeitsgruppe II des Weltklimarats IPCC in ihrem neuen Bericht. Betroffen sind alle Regionen der Welt – am meisten jedoch diejenigen, die am wenigsten in der Lage sind, sich anzupassen. Der Beitrag der Arbeitsgruppe II zum Sechsten Sachstandsbericht sollte uns ein deutliches Warnsignal und Aufruf zum Handeln sein. Er führt – nochmals und dramatisch – vor Augen, wie stark wir unsere eigenen Lebensgrundlagen bereits verändert haben und welche Risiken nicht mehr auszuschließen sind. Vor allem aber zeigt er, was wir jetzt noch tun können, um unser eigenes Wohlergehen auf diesem Planeten zu sichern. Wiederherstellung, Schutz und ein nachhaltiges Management natürlicher Ökosysteme sind hier ein wichtiger Schlüssel. Eindrücklicher als je zuvor betont der Weltklimarat Abhängigkeiten zwischen Klima, Artenvielfalt und unserer Existenz: Wir Menschen sind Teil des Systems, das wir beeinflussen, und es liegt in unserer Hand, unsere Zukunft klimafreundlich, nachhaltig und gerecht zu gestalten. Dafür müssen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zusammenwirken. Das nötige Wissen liegt jetzt noch einmal aktualisiert und komprimiert auf dem Tisch. Es liegt an uns allen, es entschieden umzusetzen. Die Politik ist gefordert, die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen."
- Katja Matthes, Direktorin des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, zukünftige Vize-Präsidentin des Helmholtz-Forschungsbereichs Erde und Umwelt und Mitglied im Vorstand der Deutschen Allianz Meeresforschung
„Wie dringend es ist, schneller aus den fossilen Brennstoffen auszusteigen, zeigen uns die Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Natur schon heute: Krankheiten, Verlust von Leben und Lebensraum sowie Vertreibung durch Hitzewellen, Überflutungen, Meeresspiegelanstieg oder Umweltzerstörung sind hier Beispiele. Die Wissenschaft drängt seit Jahrzehnten auf den notwendigen Pfadwechsel zu regenerativen Energien und nachhaltigem Handeln. Auch wenn wir schon viel weiter hätten sein können, haben wir das Steuerrad immer noch selbst in der Hand. Der neue Bericht spricht da noch deutlicher an, dass die unglaublich hohen Kosten des Klimawandels zu vermeiden sind.“
- Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI)
„Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eindeutig: Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das menschliche Wohlergehen und die Gesundheit des Planeten. Jede weitere Verzögerung bei konzertierten globalen Maßnahmen wird ein kurzes und sich schnell schließendes Zeitfenster zur Sicherung einer lebenswerten Zukunft verpassen. Gesunde Ökosysteme sind widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel und bieten lebenswichtige Dienstleistungen wie Lebensmittel und sauberes Wasser. Wenn wir degradierte Ökosysteme wiederherstellen und 30 bis 50 Prozent der Landflächen, Süßwasser- und Meereslebensräume der Erde wirksam und gerecht erhalten, kann die Gesellschaft von der Fähigkeit der Natur profitieren, Kohlenstoff zu absorbieren und zu speichern. So können wir die Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung beschleunigen. Eine angemessene Finanzierung und politische Unterstützung sind dabei jedoch unerlässlich“
- Hans-Otto Pörtner, Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), Ko-Vorsitzende der IPCC-Arbeitsgruppe II, Zitat aus der Pressemitteilung des IPCC
"Eine höhere Oberflächentemperatur sowie die Zunahme von extremen Wetterereignissen schwächen die Funktionsweise und die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen. Bereits heute ist die Aussterberate um ein Vielfaches höher, als ohne den Einfluss des Menschen zu erwarten wäre. Da wir von den Ökosystemen abhängig sind, bedroht deren weiterer Kollaps letztlich auch unsere eigenen Lebensgrundlagen. Das betrifft auch so elementare Dinge wie die Verfügbarkeit von Nahrung und Trinkwasser. Besonders verwundbar sind Afrika, Asien, Zentral- sowie Südamerika, aber auch kleine Inselstaaten. In diesen Regionen sind bereits heute Millionen Menschen akut vom Meeresspiegelanstieg oder einem Mangel an Nahrungsmitteln und Trinkwasser bedroht. Wir können uns selbst dabei helfen, die Folgen des Klimawandels abzumildern. Durch die Renaturierung geschädigter Ökosysteme und durch einen wirksamen Schutz von Land-, Süßwasser- und Meereslebensräumen kann die Menschheit nicht nur lebensnotwendige Biodiversität erhalten, sondern auch von der Fähigkeit der Natur profitieren, Kohlenstoff zu absorbieren und zu speichern. Wenn wir diese Chance nutzen, kann die Natur uns auf dem Weg zur Klimaneutralität unterstützen. Wenn wir die 1,5-Grad-Grenze beim Temperaturanstieg überschießen, haben wir deutlich weniger Möglichkeiten gegenzusteuern. Einige Regionen unserer Erde werden schon bei einer Erhöhung um 2 Grad praktisch unbewohnbar. Gegenwärtig haben wir noch einen einzigartigen Handlungsspielraum, den wir für effektive Emissionsminderungen nutzen müssen, bevor sich immer mehr Zeitfenster schließen.“
- Almut Arneth, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Mitautorin des aktuellen IPCC-Berichts
„Der neue Sachstandsbericht hat eine Reihe von Reaktionen auf Organismen und Ökosystemen auf den Klimawandel dokumentiert, natürlich auch im Kapitel über ‚Ozean und Küstenökosysteme‘, an dem ich beteiligt war. Der Ozean spielt im Klimageschehen eine entscheidende Rolle, da er den Großteil der anthropogenen Erwärmung, aber auch direkt das Treibhausgas CO2 aufnimmt. Dieser ‚Service‘ für uns und unseren Planeten hat jedoch seinen Preis, da sich der Ozean durch die Aufnahme immer mehr erwärmt, versauert und Sauerstoff verliert, und zwar stärker und schneller als dies seit Millionen von Jahren der Fall war. Schon jetzt, bei einer globalen Erwärmung von 1,1°C, sind viele Arten polwärts gewandert, mit weitreichenden Auswirkungen auf die Nahrungsnetze, die sich zusammen mit klimabedingten jahreszeitlichen Verschiebungen in den Fortpflanzungszyklen negativ auf Fischbestände ausgewirkt hat. Außerdem sind marine Hitzewellen immer häufiger und intensiver geworden und haben in einigen Regionen zu einer starken Abnahme der Biodiversität und dem Zusammenbruch regionaler Fischereien geführt. Bei einer weiteren globalen Erwärmung von mehr als 1,5°C werden empfindliche Ökosystem wie Korallenriffe, Seetangwälder, aber auch der Lebensraum Meereis unumkehrbar geschädigt. Der schon für die nächsten Jahrzehnte vorhergesagte Verlust von mehrjährigem Meereis sowie ein im Sommer eisfreier Arktischer Ozean kann zum Verschwinden mehrerer arktischer Fischarten, Krabben, Vögel und Säugetiere führen."
- Björn Rost, Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), Mitautor des aktuellen IPCC-Berichts
„Ein Kernergebnis des Berichts ist, dass in allen Sektoren und Regionen die am meisten gefährdeten Menschen und Systeme auch unverhältnismäßig stark betroffen sind. Dabei wird im Bericht insbesondere die unterschiedliche Empfindlichkeit von Entwicklungsländern im Vergleich beispielsweise zu Europa betont. Aber auch in Europa, wo die weitere Erwärmung stärker sein wird als im globalen Mittel, sind gefährdete Bevölkerungsgruppen, wie ältere und arme Menschen, besonders stark von Hitzewellen betroffen, da sich diese auch bei uns schon auf die Gesundheit auswirken können. Neu am aktuellen Bericht ist außerdem ein starker regionaler Fokus, der die globalen Aussagen vertieft. Er liefert damit reale Handlungsoptionen für Entscheider vor Ort, auch auf regionaler und sogar kommunaler Ebene, die auf Machbarkeit und Wirksamkeit überprüft worden sind. So kann zum Beispiel die Fähigkeit von Städten, ländlichen Gebieten und Ökosystemen erhöht werden, sich gezielt an den Klimawandel anzupassen - zum Wohle aller“
- Dieter Piepenburg, Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), Mitautor des aktuellen IPCC-Berichts
"The latest report by the Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) once again makes it very clear: climate change is real and tangible. Its consequences can be quantified regionally and put pressure on people and ecosystems. Needed now more than ever are solutions for energy supply without dependence on the fossil fuels that pollute the atmosphere with greenhouse gases. Geo-based solutions include geothermal energy also in urban environments, underground storage of energy carriers such as hydrogen and waste products such as CO2, and minerals for new technologies. The GFZ invests in research to realize and optimize these solutions."
- Niels Hovius, Wissenschaftlicher Vorstand (interim) des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ
"Der menschengemachte Klimawandel verändert den Ozean so stark und schnell wie nie zuvor in der Erdgeschichte: Erwärmung und Hitzewellen nehmen weiter zu, der Meeresspiegel steigt, der Sauerstoff-Gehalt des Ozeans sinkt weiter und das Wasser wird als direkte Folge der Kohlendioxid-Aufnahme saurer. Die Folgen sind rund um den Globus zu beobachten – vom Korallensterben in den Tropen bis zum Verlust von Lebensräumen für kältegewohnte Arten in der Arktis und stark abnehmende Biodiversität in den Küstenregionen. Einige Gebiete sind stärker betroffen, und manche Regionen sind besser für eine Anpassung aufgestellt als andere. Die Verwundbarkeit unserer Gesellschaft ist eng mit der Verwundbarkeit natürlicher Lebensräume verbunden – und bei einer globalen Erwärmung von deutlich mehr als 1,5° Celsius werden kritische Grenzen überschritten. Doch der neue IPCC-Bericht zeigt nicht nur die Folgen und Risiken des Klimawandels. Mehr als je zuvor unterstützt der Weltklimarat unser Handeln, indem er Synergien und Zielkonflikte aufzeigt und effektive Optionen für die Anpassung hervorhebt. Viele davon tragen auch zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen bei und werden zentrale Themen in der Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sein. Die Schlussfolgerungen des Weltklimarats legen wichtige Fakten auf den Tisch als zentrale Grundlage für internationale klimapolitische Entscheidungen."
- Martin Visbeck, Leiter der Forschungseinheit Physikalische Ozeanographie am GEOMAR und Mitglied des Deutschen Ozeandekaden-Komitees
"Der Ozean mindert die Auswirkungen des Klimawandels und ist gleichzeitig durch ihn bedroht. Um die für uns lebenswichtigen Funktionen des Ozeans zu erhalten, müssen wir unsere Emissionen auf netto Null bringen. Optionen für die Anpassung und Minderung des Klimawandels, Natur- und Artenschutz sowie und nachhaltige Entwicklung sollten dafür zusammengedacht werden. Viele der im neuen IPCC-Bericht ausgewerteten Optionen bauen auf natürlichen Prozessen auf und bringen neben dem Schutz vor Auswirkungen des Klimawandels weitere Vorteile mit sich. Der Bericht der Arbeitsgruppe III des Weltklimarats wird uns Anfang April weitere Ansätze für die Reduzierung unserer Treibhausgasemissionen aufzeigen. Auch dabei kann uns der Ozean als Hauptakteur im globalen Kohlenstoffkreislauf helfen, wenn wir ihn schützen und entsprechend wissenschaftlicher Erkenntnisse nachhaltig nutzen. Zudem zeigen die Analysen des IPCC, dass wir unsere Klimaziele besser erreichen können, wenn alle gesellschaftlichen Gruppen zusammenwirken."
- Andreas Oschlies, Leiter der Forschungseinheit Biogeochemische Modellierung am GEOMAR und beitragender Autor der IPCC-Arbeitsgruppe III
"Die Gesundheit von uns Menschen auf der Erde ist bedroht. Der aktuelle IPCC-Bericht bestätigt erneut, dass die Auswirkungen des Klimawandels noch gravierender sind, als bisher geschätzt. Für Europa stellt die gesundheitliche Gefährdung durch Hitze einen wesentlichen Faktor dar. Aber auch Ambrosia-Asthma, Tigermücken oder Klimaängste sind bei uns in Mitteleuropa angekommen. Darauf sind wir nicht ausreichend vorbereitet, so ein Fazit des Berichtes. Aber noch ist es nicht zu spät. Gesellschaftliche Entscheidungen und Maßnahmen, die im nächsten Jahrzehnt umgesetzt werden, stellen jeweils die Weichen in Richtung zu mehr oder weniger Klimaresilienz. Der Bericht buchstabiert die Notwendigkeit zu Emissionsvermeidung sowie zu Möglichkeiten und Grenzen klimaresilienter Entwicklung durch: Jede Entscheidung – der Politik und der Privatmenschen – sollte das sich schließende Zeitfenster im Blick haben. Jede davon zählt."
- Claudia Traidl-Hoffmann, Direktorin des Instituts für Umweltmedizin bei Helmholtz Munich
"Der 6. WG2-Bericht stellt klar: 1. Die akuteste Gefahr des Klimawandels geht derzeit von Wetterextremen wie Starkregen, Dürren und Feuern aus, die natürliche und gesellschaftliche Systeme an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringen. 2. Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel müssen so gestaltet werden, dass sie insgesamt dem Wohlergehen der Menschheit und der natürlichen Systeme dienen. Es besteht sonst die Gefahr von Fehlanpassungen, deren unbeabsichtigte (Neben)- Wirkungen die Auswirkungen des Klimawandels sogar noch verschlimmern können. 3. Der weltweite Trend zur Verstädterung verstärkt einerseits Klima-Risiken, bietet aber auch reale und kurzfristig nutzbare Chancen für klimaschonende und resiliente Stadtplanung.“
- Thomas Leisner, Leiter des Forschungsbereichs Atmosphärische Aerosol Forschung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
"Die wissenschaftliche Neuerung des Berichts liegt in der Tiefe der Analyse von Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosysteme, Biodiversität und die Menschheit. Darüber hinaus widmet er sich aktuellen klimapolitischen Problemen wie den Auswirkungen einer Zielverfehlung bei der Klimaneutralität, den Grenzen der Anpassung und der Vermeidung von Fehlanpassungen. Auch die starke Hervorhebung sog. ermöglichender Bedingungen für eine wirksame Klimaanpassung machen diesen Bericht zum bisher 'politischsten' in der regelmäßigen Sachstandsberichtslegung des IPCC. Ich begrüße diese 'Politisierung' angesichts der krisenhaften Zuspitzung der Klimakrise, erkenne aber auch die Spiegelung der politischen Lagerbildung, etwa zur Frage von 'Verlusten und Schäden'."
- Reimund Schwarze, Klimaökonom am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
"Viele der im IPCC-Bericht ausgewerteten Optionen für die Anpassung an den Klimawandel bauen auf natürliche Prozesse auf und bringen weitere Vorteile mit sich. Intakte Meeresökosysteme können dem Klimawandel besser standhalten und ihre vielfältigen Funktionen erbringen, von denen auch unsere Existenz auf diesem Planeten abhängt. Zum Beispiel können sogenannte ‚Blue Carbon‘-Ökosysteme wie Seegraswiesen, Algenwälder und Salzmarschen helfen, Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufzunehmen und zu speichern. Außerdem profitieren die Artenvielfalt, Fischerei und Küstenschutz von Wiederherstellung und Erhalt solcher Lebensräume. Der neue IPCC-Bericht hilft uns, solche Synergien zu erkennen und für eine nachhaltige Entwicklung zu nutzen. Maßnahmen zum Klimaschutz sollten stets mehrere Effekte im Blick haben."
- Thorsten Reusch, Leiter des Forschungsbereichs Marine Ökologie und Meeresbiologe am GEOMAR
"Der vorliegende Bericht zeigt, dass vor allem Wetter- und Klimaextreme sowie der Meeresspiegelanstieg mit sehr hoher Sicherheit zur Vertreibung von Menschen beitragen. Überproportional betrifft das Bevölkerungen kleiner Inselstaaten und Menschen in Afrika, Asien und Nordamerika. Deshalb ist es wichtig, Anpassungskapazitäten zu erhöhen, um negative Folgen unfreiwilliger Abwanderung sowohl in Herkunfts- als auch Zielregionen zu minimieren."
- Kathleen Hermans, Leiterin der Nachwuchsgruppe "Human migration and global environmental change" (MigSoKo) am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
„Wir brauchen kurzfristig drastische Emissionseinsparungen, um den Temperaturanstieg zu stoppen und gleichzeitig den Erhalt und Wiederaufbau gesunder Ökosysteme, die uns langfristig in die Lage versetzen, der Atmosphäre zunehmend Kohlenstoff zu entziehen und damit auch wesentlich zur Kompensation unseres Ausstoßes beizutragen. Solche Leistungen der Natur gilt es langfristig zu stärken."
- Josef Settele, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ, Co-Chair für das Globale Assessment des Weltbiodiversitätsrates 2019