18.11.2022
Katja Hinske

Auf der Spur des tauenden Permafrosts

Mit der Klimaerwärmung tauen die gefrorenen Böden der Arktis. Große Mengen von Methan werden frei und beschleunigen den Klimawandel. Vor Ort sackt das Land ab, Gebäude werden instabil, Ökosysteme und Bevölkerung sind in Gefahr. Wo genau könnte der Permafrost in Zukunft verschwinden, wo müssen sich die Menschen vorbereiten? Um bessere Voraussagen zu ermöglichen, helfen Schüler:innen mit hochauflösenden Drohnen- und Satellitenbildern bei der Kartierung.

Porträt Christian Thiel
Porträt Christian Thiel
Porträt Christian Thiel
©
DLR

Im gefrorenen Zustand ist der Boden betonhart, aufgetaut aber eine schwarze Pampe. „Er ähnelt dann einer Wellness-Moorpackung für die Badewanne”, sagt Christian Thiel vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR), “für die Menschen vor Ort ist das ein Riesenproblem.“ Thiel arbeitet am Institut für Datenwissenschaften und leitet das DLR-Teilprojekt der UndercoverEisAgenten, ein BMBF-Projekt, das den Permafrost in der Arktis erforscht. „In Teilen Sibiriens sind für uns unvorstellbare Situationen normal. Jedes Jahr werden dort Straßen ausgebessert und Häuser sacken metertief ein, teilweise bis in den zweiten Stock“.

 

 

Porträt Soraya Kaiser
Porträt Soraya Kaiser
Porträt Soraya Kaiser
©
AWI

Schüler:innen kartieren den tauenden Boden mit Drohnenflügen

Erste Modelle, die zeigen, wie sich der Permafrost in den kommenden Jahrzehnten entwickeln wird, gibt es bereits. Warum aber taut der Boden an einigen Stellen schneller und an anderen Stellen langsamer, obwohl das Klima ähnlich ist? Das ist eine der ungeklärten Fragen in der Forschung. Um regionale Besonderheiten in den Permafrost-Regionen besser zu verstehen, braucht die Wissenschaft Beobachtungsdaten. Das Projekt „UndercoverEisAgenten“ soll diese Daten sammeln. “Ziel ist, gemeinsam mit den Menschen vor Ort das Wissen zu verbessern, um so zuverlässigere Vorhersagen zur Entwicklung des Permafrosts zu tätigen”, erklärt Soraya Kaiser vom Alfred Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Weil die indigene Bevölkerung die Oberflächen der Böden genau kennt und weiß, wo der Permafrost taut, können die Wissenschaftler:innen ihm gezielt auf die Spur kommen.

 

Titelbild zum Video zum Permafrost des AWI
(c) AWI
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Anschließend verarbeitet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt die Daten der Schüler:innen aus Aklavik. Aus mehreren hundert kleinen Fotos entsteht zunächst ein großes Foto und dann ein umfangreiches Geländebild im 3D-Format. Diese Daten werden anschließend von Schüler:innen in Deutschland und Kanada mit einer mobilen App analysiert.

 

 

Bewusstsein erhöhen, um klimafreundlicher zu handeln

Mit der App, die das Heidelberg Institute for Geoinformation Technology (HeiGIT) entwickelt hat, kartieren die Schüler:innen dann auffällige Strukturen und Veränderungen der Landoberfläche. Die Smartphone-App zeigt den jungen Forscher:innen, wie stabiler und tauender Permafrost aussieht. Danach gehen die Ergebnisse zurück an die Forschenden und werden beispielsweise am DLR mittels Künstlicher Intelligenz weiter ausgewertet, um Aussagen über den Zustand des Bodens zu treffen. Am Alfred Wegener-Institut speisen Forschende die gewonnen Daten auch in ihre Klimamodelle ein, um die Berechnung von Zukunftsszenarien zu verbessern. Wie stark der Klimawandel den Permafrost und damit das Leben der Menschen in der Region verändert, ist noch Gegenstand der Forschung.

Schüler:innen leisten durch das Projekt „UndercoverEisAgenten“ einen Beitrag zur Forschung und möchten das Bewusstsein für das Problem und seine Lösungen erhöhen: klimafreundlicher zu handeln.

 

Wissenschaftliche Arbeiten von Schüler:innen in Aklavik
Wissenschaftliche Arbeiten von Schüler:innen in Aklavik
Wissenschaftliche Arbeiten von Schüler:innen in Aklavik
©
Sandra Summers

Bildergalerie

 

Das Projekt UndercoverEisAgenten wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Partner diese Verbundprojekts sind das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) und das Heidelberg Institute for Geoinformation Technology (HeiGIT).

 

 

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