30.01.2023
Fenja De Silva-Schmidt

Wie lässt sich Kohlendioxid aus der Atmosphäre zurückgewinnen?

Soll der Anstieg der globalen Temperatur auf ein verträgliches Maß begrenzt werden – egal, ob das 1,5 oder 2 Grad sind – dann gibt es ein theoretisches Limit an CO2, das in die Atmosphäre freigesetzt werden darf. Zieht man von der maximal verträglichen Menge Kohlendioxid die Menge ab, die bisher von der Menschheit in die Atmosphäre freigesetzt wurde, ergibt sich das verbleibende Kohlenstoffbudget – um dessen Verwendung große klimapolitische Debatten geführt werden.

Ein Teil des freigesetzten Kohlendioxids wird in sogenannten natürlichen Senken gebunden, etwa im Boden wie in Mooren oder im Wasser wie im Ozean. Doch auch die Kapazität dieser Senken ist nicht unendlich. Daher wurden verschiedene technische Verfahren entwickelt, um CO2 einzufangen – entweder direkt dort, wo es durch Verbrennung produziert wird, oder ortsunabhängig aus der Luft. Diese gezielte CO2-Entnahme aus der Atmosphäre ist in vielen Ansätzen der Klimapolitik fest eingeplant – dabei ist die Technik noch lange nicht ausgereift. Es gibt verschiedene Methoden, manche davon werden bereits angewendet:

Beim „Direct Air Capture“ (kurz DAC) wird das CO2 direkt aus der Atmosphäre entzogen und kann entweder gespeichert oder für industrielle Zwecke genutzt werden. „Carbon Capture and Storage“-Verfahren (CCS) hingegen fangen das durch Verbrennung produzierte CO2 ein und speichern es. Insbesondere bei der Verbrennung von Biomasse wird dieses Verfahren bereits eingesetzt. Das wird dann BECCS abgekürzt, für engl. Bioenergy with Carbon Capture and Storage.

Reihen von gestochenem Torf an einer Abgrabungsstelle in einem Torfmoor in Nordwestdeutschland.
Reihen von gestochenem Torf an einer Abgrabungsstelle in einem Torfmoor in Nordwestdeutschland.
©
Adobe Stock / SoilPaparazzi

Inzwischen gibt es erste Anlagen und Unternehmen, die mit der Rückgewinnung von CO2 Geld verdienen, vor allem in Skandinavien und den USA. Die aktuell größte kommerzielle DAC-Anlage steht in Island. „Orca“  verpresst im Jahr 4.000 Tonnen CO2 aus der Luft im isländischen Untergrundgestein. Die Energie dafür wird durch Erdwärme gewonnen, die auf Island leicht verfügbar ist. In Planung sind noch größere Anlagen, die bis zu einer Million Tonnen CO2 im Jahr zurückgewinnen und einlagern sollen. Auch für BECCS gibt es kommerzielle Anlagen, zum Beispiel in Illinois in den USA. Das eingefangene CO2 soll künftig nicht mehr nur an Land ins Gestein verpresst werden, sondern das Projekt „Northern Lights plant, unter der Nordsee vor der norwegischen Küste ebenfalls Millionen Tonnen CO2 einzulagern.

Doch wie lässt sich mit der Technik Geld verdienen? Zum einen bezahlen Unternehmen und andere Akteur:innen dafür, ihre CO2-Emissionen damit zu neutralisieren – ähnlich wie beim bereits länger etablierten Markt für Kompensations-Zertifikate, die für Beiträge zum Klimaschutz wie Aufforstungen vergeben werden. Zum anderen könnte das eingefangene CO2 in Zukunft nicht mehr nur gespeichert, sondern weiterverwendet werden.

Artikel teilen