09.03.2021
Roland Koch

Knapp 400 Seiten für eine nachhaltige Welt

Gute Bildung, Geschlechtergerechtigkeit, keine Armut, besserer Klimaschutz – das sind vier von insgesamt 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Diese Ziele mit umzusetzen, ist ein zentrales Vorhaben der Bundesregierung. Grundlage dafür ist die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie. Die jüngste Überarbeitung wurde jetzt vorgestellt – und auch bei ihr spielt die Corona-Pandemie eine Rolle.

Vor gut drei Jahren, im März 2018, haben sich die Regierungsparteien CDU, CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag zu einer Umsetzung der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen bekannt. Jetzt wollen sie auf dem Weg dahin mehr Tempo machen – mit einer Neuauflage der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. „Um die Ziele der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und der Agenda 2030 zu erreichen, müssen wir den Weg einer wirklich anspruchsvollen Transformation gehen, der wichtige Bereiche wie Energie, Kreislaufwirtschaft, Wohnen, Verkehr, Ernährung und Landwirtschaft umfasst“, schreibt Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrem Vorwort zur Strategie.

Die Coronavirus-Pandemie hat dabei den Handlungsdruck weltweit erhöht. Einerseits gefährdet sie selbst eines der Nachhaltigkeitsziele, nämlich ein gesundes Leben für möglichst viele Menschen weltweit. Andererseits zeigt sie auch, dass die Gefährdung eines Nachhaltigkeitsziels massive Folgen für die Realisierung anderer Ziele haben kann, etwa die Bekämpfung von Armut und Hunger.

Foto von Daniela Jacob
Foto von Daniela Jacob
Daniela Jacob
©
Klima-Initiative

Eine freie Wissenschaft ist zentraler Innovationstreiber für eine nachhaltige Zukunft, heißt es in dem knapp 400 Seiten starken Papier. Bildung, Forschung und Innovationen sollen deshalb eine zentrale Rolle bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele spielen. „Die aktualisierte Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie bedeutet für die Helmholtz-Gemeinschaft, dass verstärkt forschungsbereichsübergreifend und transdisziplinär gearbeitet werden muss. Nur so schaffen wir es, das systemische Denken und Handeln in der Forschung zu leben“, sagt Daniela Jacob, Direktorin des Climate Service Center Germany (GERICS).

Die Erarbeitung der Strategie wurde durch Dialog- und Konsultationsprozesse mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen begleitet. An den Gesprächen waren Vertreter*innen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft beteiligt. Bürger*innen nahmen bundesweit an Dialogkonferenzen teil. Auch die Länder, der Rat für Nachhaltige Entwicklung und die kommunalen Spitzenverbände waren einbezogen.

Erstmals wurde die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie im Jahr 2002 aufgesetzt. Im Jahr 2015 wurde die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ von den Staats- und Regierungschefs der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet. Die Agenda 2030 beinhaltet die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Sie ist seither Grundlage der Nachhaltigkeitspolitik der Bundesregierung.

Die deutsche Strategie wird kontinuierlich weiterentwickelt – die Bundesregierung versteht sie nicht als „ein fertiges Produkt“, sondern als einen Prozess, ein Papier, das kontinuierlich weiterentwickelt, überprüft und angepasst werden müsse. Fortsetzung folgt also, zuvor aber ein neuer Koalitionsvertrag voraussichtlich im Spätherbst dieses Jahres.

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