Beim Weltklimagipfel 2023 in Dubai verhandeln die Staaten über die Zukunft unseres Planeten. Vom 30. November bis 12. Dezember geht es bei der COP 28 etwa um die erste globale Bestandsaufnahme im Rahmen des Pariser Abkommens von 2015, Operationalisierung der Finanzierungsvereinbarungen für Verluste und Schäden, ein neues kollektives quantifiziertes Ziel zur Klimafinanzierung und das globale Ziel zur Anpassung. Die Helmholtz-Klima-Initiative begleitet die Klimakonferenz mit Hintergründen und aktuellen Informationen sowie einer Expert:innenvermittlung.
Pressespiegel zur COP28
Ausgewählte Berichterstattung über die Helmholtz-Zentren zur COP28 finden Sie hier.
Helmholtz auf der COP
Auch in diesem Jahr haben wieder zahlreiche Helmholtz-Wissenschaftler:innen an der Weltklimakonferenz teilgenommen. Zu den Veranstaltungen.
Einschätzungen der COP28
Wie Helmholtz-Wissenschaftler:innen die Ergebnisse der COP28 bewerten.
Die Ergebnisse haben die Chancen, die Emissionen entsprechend den Zielen des Pariser Abkommens zu begrenzen, kaum verbessert. Zwischenzeitlich war sogar eine Verschlechterung zu befürchten. Nun sind konkrete Ziele für 2030 und 2035 im Text enthalten, aber es gibt zu viele Schlupflöcher. Auch die Höhe der zugesagten Gelder ist der Herausforderung nicht angemessen und wichtige Entscheidungen für einen funktionierenden zukünftigen globalen Kohlenstoffhandel wurden auf nächstes Jahr verschoben.
Ein „Übergang“ statt eines Abschieds von fossilen Energieträgern – diese COP28-Entscheidung geht nicht weit genug. Aber es ist trotzdem ein historischer Beschluss und ein großer Fortschritt: Zum ersten Mal in fast 30 Jahren der Verhandlungen werden fossile Brennstoffe in einer COP-Abschlusserklärung ausdrücklich benannt. Jetzt muss dieser Übergang rasch umgesetzt werden, damit wir überhaupt eine Chance haben, unsere Klimaziele einzuhalten.
Die wichtigsten Ergebnisse der COP28 sind das neue Ziel, den Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen sowie die Zusage von 31 Geberländern, die Ressourcen des Green Climate Fund um insgesamt €12 Milliarden aufzustocken. Das ist ein wichtiges Signal und sollte der Startschuss für den weiteren Aufwuchs der Klimafinanzierung sein, um den Ausbau der erneuerbaren Energien weltweit massiv zu beschleunigen. Darin liegt der Schlüssel für die Erreichung der globalen Klimaziele.
Schatten und Licht. Der Gipfel hat versagt, weil er nicht schonungslos an den Ursachen des Implementationsdefizits bei den NDCs angesetzt hat. Er hat mit der Operationalisierung des Loss-und-Damage Fonds sowie mit der deutlichen, nachhaltigen Steigerung der Finanzzusagen für Mitigation und Adaptation zu den Voraussetzungen der Ermöglichung des dringend nötigen Handelns beigetragen.
COP28 markiert für viele das Ende der Fossilen auch ohne „Ausstieg“
Die Klimakonferenz wäre beinahe an der Formulierung zur Zukunft der fossilen Energien gescheitert. Doch dann fand sich eine hinreichend unscharfe Wortneuschöpfung, mit der alle Länder ähnlich unzufrieden sind. Das reichte für die Verabschiedung des „UAE-Konsenses“. Mehr lesen
Weltklimagipfel endet im Wünsch-dir-was
Der Weltklimagipfel hat versagt, weil er nicht schonungslos an den Ursachen des Implementationsdefizits bei den Nationalen Beiträgen (NDCs) angesetzt hat. Mit der Operationalisierung des Loss-und-Damage Fonds sowie mit der deutlichen Steigerung der Finanzzusagen für Mitigation und Adaptation gibt er aber dringend benötigte Handlungsimpulse, sagt Prof. Reimund Schwarze vom UFZ. Mehr dazu
Die Klimakrise und die Gesundheit in Städten
Der Klimakrise ist längst da und tötet Menschen - auch in Deutschland. Durch Anpassung an die neuen klimatischen Bedingungen lassen sich allerdings viele gesundheitliche Folgen reduzieren. Dies gilt insbesondere für Städte, die von der Erwärmung besonders stark betroffen sind. Mehr lesen
Für 1,5 Grad muss man der Atmosphäre CO2 entziehen
Die Ozeane binden bereits heute einen grossen Teil des CO2s, das die Menschheit durch die Verbrennung fossiler Energieträger freisetzt. Doch sie könnten noch mehr CO2 binden, ohne weiter zu versauern. Dabei haben chemische Methoden den Vorteil, das Ökosystem Meer kaum zu belasten. Mehr lesen
Fällt in Dubai die Brandmauer?
Die Klimakrise produziert täglich neue Horrormeldungen: Überschwemmungen, Stürme und Dürren. Doch noch ließe sich die Klimaerwärmung bei 1,5 Grad stoppen. Dafür müssen an der UN-Klimakonferenz in Dubai die richtigen Maßnahmen vereinbart werden. Mehr lesen
"Überkonsum, Ressourcenhunger und Treibhausgasemissionen sind Treiber der Entwaldung"
Ein Fonds zum Schutz der Wälder, wie ihn Brasiliens Präsident auf dem Klimagipfel vorgeschlagen hat, kann sinnvoll sein, findet Waldmodellierer Friedrich Bohn vom UFZ. Vor allem aber müssten die Treiber der Entwaldung bekämpft werden. Für den deutschen Wald sei der Klimawandel zudem nicht das größte Problem. Mehr lesen
Aufgeheizte Lage um den globalen Klimaschutz
Bisher laufen die Vorbereitungen des Weltklimagipfels in Dubai recht harmonisch. Die aufgeheizte Weltlage und die Versuche der Gas- und Öllobby, den fossilen Ausstieg weiter zu verzögern, könnten aber für Überraschungen sorgen, sagt Prof. Reimund Schwarze vom UFZ. Mehr dazu.
Meereswissenschaften zentral im Kampf gegen den Klimawandel
Gemeinsam mit anderen führenden Einrichtungen aus Wissenschaft und Interessenvertretung präsentiert sich das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel auf der diesjährigen Klimakonferenz. Mehr dazu
Ausblick auf die COP28
Was Wissenschaftler:innen aus den Helmholtz-Zentren erwarten.
Als Meereisphysikerin beschäftige ich mich vorrangig mit dem gefrorenen Südozean und hier mit der Frage, wie es um das antarktische Meereis in Zeiten globaler Erwärmung steht. Der anhaltende Klimawandel setzt vor allem den Polarregionen enorm zu. Von der diesjährigen COP erhoffe ich mir eine globale Geschlossenheit für den gemeinsamen und vor allem grenzübergreifenden Klimaschutz – dem Beispiel der internationalen Polarforschung folgend. Neben viel konsequenteren Maßnahmen zur Eindämmung des Treihausgas-Ausstoßes benötigen wir dringend Anpassungsmaßnahmen.
Als Ökosystemwissenschaftler und Waldmodellierer beschäftige ich mich mit der Frage, wie die Wälder der Zukunft aussehen müssen, um dem Klimawandel zu trotzen und ihre Funktion als wichtige und kostengünstige CO2-Senken zu erhalten. Von der diesjährigen COP erhoffe ich mir wirksamere Regeln und Vereinbarungen, um die Entwaldung zu stoppen, sowie eine deutliche Aufstockung der Gelder für den Waldschutz und die Wiederaufforstung.
Seit dem Jahr 2000 bin ich als Beobachter bei den internationalen Klimaverhandlungen dabei, um von dort unabhängig und wissenschaftlich fundiert über die internationalen Entscheidungsprozesse zu berichten. Diese Erfahrungen bringe ich in meine Forschung als Klimaökonom am UFZ und die Lehre an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder ein. Von der COP28 erwarte ich eine offene Atmosphäre – auch in den öffentlichen Bereichen – sowie Fortschritte bei der internationalen Klimafinanzierung auf allen Ebenen.
Auf der COP 28 beteilige ich mich am Side Event “Early Warning, Income Diversification & Food System Transformation for Resilience Building in Africa” (am 11.12.23) zusammen mit dem panafrikanischen Klimaservice ‚ICPAC‘ aus Kenia, dem UK Metoffice und dem Londoner Thinktank ‚Chatham House‘. Es soll dabei vermittelt werden, was wissenschaftlich mittlerweile möglich ist, nämlich hydrometeorologische Extreme wie Hitzewellen und Dürren, insbesondere in Afrika, Wochen und Monate im Voraus vorherzusagen. Die COP ist eine der ganz wenigen internationalen Veranstaltungen, bei der hochkarätige Wissenschaft mit Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft und auch Nichtregierungsorganisationen zusammentrifft. Unsere Forschung wird durch gesellschaftlich relevante Fragen und Probleme motiviert und wir suchen den Austausch mit Einrichtungen und Personen, die für den Transfer in die Praxis entscheidend sind. Nur so können wir einen Beitrag zu mehr Klimaschutz und Resilienz leisten.
Im Hinblick auf die globale Bilanzierung von nationalen Klimaschutzmaßnahmen und deren bisherige Umsetzung ist die COP28 eine Schlüsselveranstaltung, die Interessengruppen aus Politik, Wissenschaft, gemeinnützigen Organisationen und dem Privatsektor eine Plattform zum Austausch bietet. Mit meiner Teilnahme möchte ich einen Beitrag zu diesem Austausch leisten, indem ich hochwertige Wissenschaft im Klimabereich präsentiere. Zudem möchten wir am Beispiel unserer Forschung in Afrika zeigen, dass der globale Süden vor enormen Herausforderungen bei der Anpassung an den Klimawandel steht und dass der globale Norden als Hauptverursacher der Klimakrise durchaus in der Lage ist, afrikanische Forschungseinrichtungen und Entscheidungsträger durch gemeinsame exzellente Forschung, technische Zusammenarbeit und Kapazitätsentwicklung bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu unterstützen.
Eines der zentralen Themen auf der COP28 wird die erste Bestandsaufnahme zu den Fortschritten im Klimaschutz sein, der sogenannte Global Stocktake. Dessen Ergebnisse werden in Dubai als technische Zusammenfassung vorgelegt. Der Stocktake bescheinigt der Staatengemeinschaft, dass sie absolut nicht auf dem Weg ist, ihre Klimaziele zu erreichen und dass dringend nachgebessert werden muss.
Wie, darüber werden sich die Regierungen die Haare raufen, weil wirksame Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen einen Interessenausgleich erfordern und manche Akteure auf ihre bewährten Geschäftsmodelle nicht verzichten wollen. Die Frage ist nun: Was machen die Regierungen aus dem Weckruf? Springen sie weiterhin zu kurz und nehmen mehr Klimawandel und Klimaschäden in Kauf oder schafft die Weltgemeinschaft es tatsächlich, eine Kehrtwende einzuleiten?
Es scheint sinnvoller, Klimaschutz und -anpassung zu finanzieren als übermäßig Gelder für Reparaturen und die Kompensation von Verlusten auszugeben. Die existentielle Bedrohung durch Klimawandel und Artenverlust spiegelt sich auch darin, dass die Anpassungsfähigkeit der Natur und die Handlungsfähigkeit des Menschen mit zunehmender Erwärmung abnimmt und jenseits der 1,5°C immer weniger in der Lage sein wird, Risiken zu mindern und den Klimawandel zu kontrollieren.
Für mich ist die COP zum einen die Gelegenheit, Verhandlungen zu globaler Klimapolitik hautnah mitzuerleben. Zum anderen geht es aber auch darum Expert:innen aus aller Welt zu treffen, unser Netzwerk zu erweitern und neue Klimaschutz-Erkenntnisse zu sammeln. In diesem Jahr interessieren mich besonders die Verhandlungen über den Austritt aus der fossilen Energieproduktion und zu Kohlenstoffmärkten; hier knüpfe ich mit meiner Forschung zu globaler Klima-Governance an.
Am RIFS beschäftigen wir uns schon lange mit verschiedenen Klimathemen, unter anderem mit der Evaluierung von Klima-Geoengineering-Maßnahmen. Dabei ist unsere Kernbotschaft heute wichtiger denn je: Wir können uns nicht darauf verlassen, dass vor Mitte des Jahrhunderts die Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre wesentlich dazu beitragen wird, die 2°C-Temperaturschwelle des Pariser Abkommens einzuhalten. Ich erwarte von der COP28, dass die Reduzierung von Treibhausgasemissionen, einschließlich der kurzlebigen klimawirksamen Schadstoffe, weiterhin im Mittelpunkt steht. Außerdem sollte die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen einen bedeutenden Schritt nach vorne machen, um die durch den Klimawandel besonders gefährdeten Menschen zu schützen.