07.04.2022
Helmholtz-Klima-Initiative

Klima und Gesundheit

Der Klimawandel ist nicht nur ein Problem für die Umwelt, sondern auch für die menschliche Gesundheit. In einer wärmeren Welt können Hitze, extreme Wetterereignisse, Allergien oder Krankheitserreger unserem Körper und unserer Psyche mächtig zusetzen. Je besser wir das Klima schützen und uns auf die bereits unvermeidbaren Folgen vorbereiten, desto besser schützen wir uns auch selbst.

Die Zahl der Hitzetage in Deutschland steigt, und immer mehr Menschen kennen die Folgen, die im Sommer damit einhergehen: Erschöpfung, Müdigkeit,  Kopfweh oder schlaflose Nächte. Doch das sind noch nicht alle gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels. Die Medizinerin Claudia Traidl-Hoffmann vom Helmholtz Zentrum München befasst sich seit vielen Jahren mit diesem Thema. Jüngst hat sie erneut ein Buch darüber geschrieben. In "Überhitzt" zeigen Traidl-Hoffmann und ihre Ko-Autorin Katja Trippel die Risiken des Klimawandels auf und erklären, wie man die eigene und gesellschaftliche Gesundheit schützen kann.

Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Gesundheit
Video mit Claudia Traidl-Hoffmann vom Helmholtz Zentrum München
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"Wie will man bei 40 Grad einen kühlen Kopf behalten?", fragt sich auch Eckart von Hirschhausen, der bei Hitze nicht gut arbeiten kann, wie er sagt. Der Arzt und Moderator hat die Stiftung "Gesunde Erde, Gesunde Menschen" ins Leben gerufen.

Beim Thema Klimawandel und Gesundheit geht es nicht nur um volle Konzentration und den coolen Umgang mit Konflikten, sondern auch um Leben und Tod. Im Jahr 2018 sind geschätzt 20.000 Menschen über 65 Jahren im Zusammenhang mit Hitze gestorben, allein in Deutschland. Das ist eine traurige Zahl, die sich mit fortschreitendem Klimawandel weiter erhöhen dürfte. Weltweit geht laut einer neueren Schätzung rund ein Drittel der beobachteten hitzebedingten Todesfälle  der letzten Jahrzehnte auf die zusätzliche Belastung durch den menschengemachten Klimawandel zurück.

Der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gesundheit ist hochkomplex. Im Zusammenspiel zwischen schlechter Luft, Hitze und verschobenen Jahreszeiten kommt es vor allem in den Städten zu besonderen Risiken. Die starke Luftverschmutzung verstärkt die negativen Auswirkungen von Hitze auf das Herz-Kreislauf-System. Schmutzige Luft belastet zudem die Atemwege und macht Pollen aggressiver. Ein Phänomen, das mit dem Klimawandel häufiger aufzutreten scheint, ist das sogenannte Thunderstorm-Asthma: Mit dem Klimawandel fliegen mehr Pollen das ganze Jahr über und machen Allergiker:innen zu schaffen. Für Asthmatiker:innen werden die Pollen besonders bei starken Gewittern und hoher Feinstaub-Belastung gefährlich. Klimabedingte Hitze und Dürre führen zu höherer Ozonbelastung und Waldbränden und mindern damit die Luftqualität zusätzlich.

Auch die immer häufigeren oder heftigeren Extremwetterereignisse haben einschneidende Folgen auf die Gesundheit. Bei Stürmen und Überschwemmungen kann es zu Verletzungen, Infektionen und sogar Todesfällen kommen. Die Belastungen durch diese Katastrophen erhöhen den Stress und die psychische Belastung der Betroffenen.

Hitzewellen, Flutkatastrophen und Krankheitserreger

Die verheerenden Starkregenfälle im Sommer 2021 haben Deutschlands Kommunen aufgerüttelt. Allein im besonders betroffenen Ahrtal kamen über 133 Menschen ums Leben, in Nordrhein-Westfalen gab es weitere 48 Tote. Städte und Gemeinden wurden verwüstet, viele Menschen erlebten beängstigende Momente, verloren ihre Häuser und ihr Hab und Gut. Solche Ereignisse können Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung auslösen und einige Betroffene in die Armut führen, was die Gesundheit zusätzlich belastet.

Ein weiteres Problem: Pathogene und Erreger sowie ihre Wirtstiere dringen mit den Veränderungen des Klimas in neue Gebiete vor. So könnten etwa von Mücken übertragene Krankheiten wie das Dengue-Fieber oder Malaria mit dem Klimawandel in Zukunft häufiger in Europa auftreten. Schon jetzt sind Zecken, die Krankheiten wie die Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen können, in Deutschland das ganze Jahr aktiv, so dass es schon in den wärmeren Wintern zu Infektionen kommen kann. Sie könnten sich auch weiter in den Norden Europas ausbreiten.

Der Klimawandel hat auch potenzielle Folgen für die Ernährungssicherheit und den Frieden, und damit indirekte Auswirkungen auf die Gesundheit. Nahrung und Trinkwasser könnten knapper werden, etwa durch Dürren oder wenn Schädlinge die Ernte zerstören. In besonders vom Klimawandel betroffenen Regionen kann es im schlimmsten Fall zu bewaffneten Konflikten mit Toten, Verletzten und Flüchtlingen kommen. 

20.000

Menschen über 65 sind 2018 in Deutschland

im Zusammenhang mit Hitze gestorben.

Weil die Folgen des Klimawandels für die menschliche Gesundheit so gravierend sein könnten, wird an mehreren Helmholtz-Zentren dazu geforscht. Im Projekt "Infektionskrankheiten und Allergien" untersuchen die Wissenschaftler:innen der Helmholtz-Klima-Initiative, ob und wie der Klimawandel Allergien, Asthma oder Bakterien beeinflusst. Mithilfe von Daten und Modellierungen versuchen sie, gesicherte Erkenntnisse zu diesen Zusammenhängen zu gewinnen.

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