CO2-Neutralität, Treibhausgasneutralität und Klimaneutralität – Was ist was?
Von Ulrike Schneeweiß
Im Pariser Klimaabkommen von 2015 einigten sich die unterzeichnenden Staaten darauf, bis 2050 ein Gleichgewicht herzustellen zwischen dem Ausstoß und dem Abbau von Treibhausgasen. Das bedeutet, dass nur so viel Treibhausgase durch menschliche Aktivitäten freigesetzt werden, wie auf natürlichem oder technischem Weg aus der Atmosphäre entfernt werden. Auf diesen Ausgleich beziehen sich die Begriffe CO2- Neutralität, Treibhausgasneutralität oder auch Klimaneutralität.
Ein Unternehmen oder ein ganzes Land kann CO2- oder Treibhausgasneutralität auf zwei Wegen erreichen: Es kann Emissionen von vornherein reduzieren und vermeiden, und es kann unvermeidbare Restemissionen durch entsprechende Maßnahmen ausgleichen. Oberste Priorität sollte dabei immer die Vermeidung haben. Um unvermeidbare CO2-Emissionen auszugleichen, können Staaten beispielsweise Wälder aufforsten oder Moore renaturieren. Sie nehmen CO2 auf und speichern es langfristig. Unternehmen können zusätzlich Carbon-Capture Technologien einsetzen, um CO2 aus den Abgasen von Industrieanlagen abzuscheiden, so dass es nicht in die Atmosphäre gelangt.
Der Begriff CO2-Neutralität bezieht sich allein auf den Ausstoß von CO2, während Treibhausgasneutralität bedeutet, dass gar kein klimawirksames Gas freigesetzt oder jeder Ausstoß ausgeglichen wird - also beispielsweise auch der von Methan oder Lachgas. Allerdings gibt es bisher keine Technologie, um Methan oder Lachgas wie CO2 aus Abgasen zu filtern.
Klimaneutralität hieße genau genommen, dass auch andere Effekte berücksichtigt würden - dass beispielsweise keine klimawirksamen Veränderungen von Böden und Oberflächen verursacht würden.
In der Realität finden sich heute auf vielen Produkten Siegel, die besagen, das Produkt sei ‘klimaneutral’ hergestellt worden. Oft bedeutet es allerdings nur, dass die bei der Herstellung anfallenden CO2-Emissionen ausgeglichen wurden. Die Hersteller zahlen Geld für entsprechende Ausgleichsmaßnahmen. Rechnerisch gelten auch Maßnahmen als Ausgleich, bei denen Emissionen eingespart werden, die aber nicht aktiv zum Abbau von CO2 aus der Atmosphäre beitragen. Die Logik dahinter: Die Menge an CO2, die an einer Stelle ausgestoßen wird, wird an anderer Stelle eingespart - so sind die Nettoemissionen gleich null. Die Begriffe CO2-, Treibhausgas- oder klimaneutral bedeuten also nicht, dass ein Produkt oder eine Organisation keine klimawirksamen Emissionen verursacht.
Auch wenn Staaten, Organisationen und Unternehmen sich Ziele setzen, innerhalb einer bestimmten Zeit CO2-, Treibhausgas- oder auch Klimaneutral zu werden, werden die Begriffe nicht immer eindeutig verwendet. Während es Staaten und Organisationen gibt, die von CO2-Neutralität sprechen, aber auch andere Treibhausgase berücksichtigen, sprechen andere von Klimaneutralität, während sie genau genommen nur die CO2-Emissionen ausgleichen.
Um die Erwärmung unseres Planeten zu begrenzen, braucht es in erster Linie die drastische Reduktion im Ausstoß von Treibhausgasen. Wissenschaftler weisen inzwischen darauf hin, dass die uneindeutige Verwendung der Neutralitäts-Begriffe es erschwert, klare, gemeinsame Ziele zu formulieren. Der Weltklimarat IPCC denkt deshalb darüber nach, den Begriff ‘klimaneutral’ nicht mehr zu verwenden.