Thomas Krautwig

Wie künstliches Licht unsere Ökosysteme im Meer beeinflusst

22 Prozent der weltweiten Küstenregionen sind nachts künstlichem Licht ausgesetzt. Besonders durch die stetige Bevölkerungszunahme in diesen Gebieten steigt die anthropogene – von uns Menschen verursachte – Lichtverschmutzung stark an. Dadurch wird nicht nur der Lebensraum vieler Lebewesen bei Land, sondern auch zu Wasser beeinflusst.

Natürliches Licht folgt dem uns gewohnten Tag-Nacht-Zyklus. Doch durch die Zunahme der Bevölkerung, in den Küstenregionen unserer Erde, nimmt die Lichtverschmutzung durch künstliche Beleuchtung stark zu. Heutzutage sind rund 1,9 Millionen Quadratkilometer der weltweiten Küstenmeere in 1 Meter Tiefe künstlichem Licht bei Nacht ausgesetzt. Besonders die nächtliche Außenbeleuchtung entlang von Straßen und Häusern beeinflusst die direkte Umgebung. Zusätzlich vergrößert Lichtstreuung in der Atmosphäre – etwa an Wasser, Staub- oder Gasmolekülen – die Fläche an diffuser Lichtverschmutzung. Zu den am stärksten beeinflussten Gebieten gehören das Mittelmeer, das Rote Meer, der Persische Golf, sowie die Küstenregionen Südostasiens.

Künstliches Licht bei Nacht wirkt sich besonders auf die Ökologie, also die Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt, in den küstennahen Gebieten aus. Denn die meisten Organismen auf unserem Planeten orientieren sich an einem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Rund ein Drittel aller Wirbeltiere, wie etwa viele Fische oder Vögel, und mehr als die Hälfte aller wirbellosen Tiere, wie Korallen, Krebse oder Seesterne, sind bei Nacht aktiv. Dabei sind sie für ihre Aktivitäten, etwa zur Nahrungssuche oder der Interaktion mit ihren Artgenossen, auf die Dunkelheit angewiesen. Räuberische Arten hingegen können durch künstliches Licht ihre Beute besser erkennen und dadurch andere nachtaktive Arten verdrängen.

Im Forschungsprojekt GAME (Globaler Ansatz durch Modulare Experimente), initiiert durch das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR), erforschen Wissenschaftler:innen in internationaler Zusammenarbeit die Auswirkungen der Menschen auf die küstennahen Gebiete der Meere. Mehr dazu.

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