16.10.2023
Komila Nabiyeva

Was hat unsere Ernährung mit dem Klimawandel zu tun?

Unser Ernährungssystem belastet erheblich die Umwelt. Die Lebensmittelproduktion ist einer der größten Verursacher von menschengemachten Treibhausgasemissionen, am Ende landen aber bis zu 40 Prozent aller Lebensmittel im Abfall. Eine bewusste Ernährung kann zum Klimaschutz beitragen und unsere Gesundheit fördern. 

Um Lebensmittel zu produzieren, werden viel Land, Wasser und Energie benötigt. Laut den Angaben der Welternährungsorganisation (FAO) beansprucht die Landwirtschaft knapp 40 Prozent der globalen Landoberfläche und 70 Prozent des weltweiten verfügbaren Süßwassers. Der zunehmende Einsatz von Düngemitteln hat nachweislich gravierende Folgen für das Klima sowie für Boden- und Wasserqualität und Artenvielfalt.  Laut der Umweltstiftung WWF sind etwa 70 Prozent der Verluste an biologischer Vielfalt und 75 Prozent der Entwaldung auf die Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln zurückzuführen. 

Die Landwirtschaft, Forstwirtschaft und andere Landnutzung sind weltweit für 23 Prozent der menschengemachten Treibhausgasemissionen verantwortlich, so der 2019 erschienene Sonderbericht des Weltklimarats IPCC zu Klimawandel und Landsysteme. Betrachtet man das Ernährungssystem als Ganzes und nicht nur die Treibhausgase, die aus Landwirtschaft entstehen, sondern auch die von Transport, Verarbeitung, Kühlung, Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln inklusive Fischprodukte, beträgt der jährliche Ausstoß sogar bis zu 37 Prozent aller Emissionen. 

Besonders stark belasten das Klima tierische Lebensmittel: Forschende der Universität Oxford haben 2018 berechnet, dass Fleisch, Milch, Aquakultur und Eier über 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche beanspruchen und knapp 60 Prozent der Emissionen im Ernährungssystem verursachen. 

Lebensmittelverlust und -verschwendung 

Dabei wird ein großer Teil der wertvollen Lebensmittel verschwendet: etwa 40 Prozent der weltweit produzierten Nahrungsmittel werden nie gegessen. Laut dem IPCC Sonderbericht trägt der Verlust und die Verschwendung von Lebensmitteln global derzeit mit acht bis zehn Prozent zu den menschengemachten Treibhausgasemissionen bei. Wäre Lebensmittelverschwendung ein Land, dann wäre es nach China und den USA der drittgrößte Treibhausgas-Produzent der Welt.

Die FAO schätzt, dass rund 14 Prozent der Lebensmittel weltweit nach der Ernte und vor dem Verkauf verloren gehen und weitere 17 Prozent im Einzelhandel und bei den Verbraucher:innen, insbesondere in den Haushalten, verschwendet werden. Laut einer Studie vom WWF landen allein in Deutschland über 18 Millionen Tonnen an Lebensmitteln pro Jahr in der Tonne, was fast einem Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs entspricht.

Klimafreundliche und bewusste Ernährung

Viele Studien weisen nach, dass eine Umstellung auf weniger tierische Produkte und mehr Biolebensmittel klimafreundlich und besser für die Gesundheit der Menschen wäre. Unter anderem könnte laut dem 2022 erschienenen Lancet Countdown on Health and Climate Change eine ausgewogene und stärker pflanzlich geprägte Ernährung dazu beitragen, die Emissionen aus der Produktion von rotem Fleisch und Milch zu reduzieren sowie gleichzeitig bis zu 11,5 Millionen ernährungsbedingte Todesfälle pro Jahr zu verhindern.

Um die Lebensmittelverschwendung deutlich zu reduzieren, braucht es außerdem verbindliche Abfall-Reduktionsziele entlang der gesamten Versorgungskette, von der Produktion über verarbeitende Unternehmen und Supermärkte bis hin zu den Verbraucher:innen, so die Deutsche Umwelthilfe (DUH).

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