Fahrrad und Klimawandel
Mobilität ist ein großer Teil unseres Alltags. Aber mit 146 Millionen Tonnen CO2 (2020) ist der Verkehr auch einer der Hauptverursacher für Treibhausgase in Deutschland. Ein Verkehrsmittel, das entscheidend zu einer Wende beitragen könnte, ist das Fahrrad, erklärt Dr. Anton Galich vom Institut für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Kaum ein Verkehrsmittel ist so abhängig vom Wetter, wie das Fahrrad. „Grundsätzlich gilt: Je wärmer die Temperatur, desto mehr Menschen steigen aufs Fahrrad. Im Sommer zum Beispiel nutzen mehr Menschen das Fahrrad, sodass der Anteil des Fahrrades am Wegeaufkommen (Modal Split) auf 13% steigt, während er im Winter auf 8% sinkt (berechnet auf Basis der „Mobilität in Deutschland 2017“)“, sagt Anton Galich.
Berechnet auf Basis von
Durch den Klimawandel verändern sich einige Wetterverhältnisse grundlegend. Welchen Einfluss hat das auf die Nutzung? „Zwar wird es punktuell häufiger Extremwetterereignisse wie Hitze oder Starkregen geben. Über das gesamte Jahr verteilt, dürften diese jedoch eher selten auftreten.“ Einen deutlich stärkeren Einfluss dürften dagegen die grundsätzlich steigenden Temperaturen haben, die dazu führen, dass wir häufiger aufs Rad steigen. „Selbst bei Temperaturen bis 35° Celsius sehen wir in unseren Daten („Mobilität in Deutschland 2017“ und automatisierte Fahrradzählstellen in Berlin) keine Anzeichen dafür, dass der Radverkehr abnimmt. Da die Temperatur in Deutschland allerdings nur an wenigen Tagen pro Jahr über 35° Celsius steigt, gibt es hier noch zu wenige Daten, um zuverlässige Aussagen über die Fahrradnutzung bei so hohen Temperaturen zu machen.“
Der vermutlich positive Effekt des Klimawandels auf die Nutzung des Fahrrades kann umso größer ausfallen, wenn die Fahrrad-Infrastruktur, etwa Radwege oder Stellplätze, rechtzeitig ausgebaut wird. Die hinke, vor allem in den Städten, bereits jetzt dem tatsächlichen Umfang des Fahrradverkehrs deutlich hinterher, sagt Galich: „Schon heute würden mehr Menschen mit dem Rad fahren, wenn es mehr und sicherere Radwege geben würde.“ Das zeige zum Beispiel der jährliche Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs. Hier geben Radfahrende regelmäßig an, wie wichtig ihnen ein gutes Sicherheitsgefühl, die Akzeptanz durch andere Verkehrsteilnehmende und das konfliktfreie Miteinander von Autos und Fahrrädern ist. „Der Klimawandel könnte diese Diskrepanz noch vergrößern, wenn die Politik nicht rechtzeitig gegensteuert und Städte fahrradfreundlicher gestaltet.“
Das Fahrrad spielt aber nicht nur eine Rolle bei der Anpassung an die Folgen der Klimawandels. „Wenn wir es schaffen, mehr Leute aus dem Auto aufs Rad als emissionsfreies Verkehrsmittel zu bewegen, können wir dazu beitragen, die Folgen des Klimawandels schon von vornherein zu schmälern.“