26.09.2023
Denise Müller-Dum und Jens Kube

Dramatische Wetterrekorde im Mittelmeer

Der Sommer 2023 war weltweit der heißeste seit Aufzeichnungsbeginn. Betroffen war unter anderem das Mittelmeer. Die Folgen sind dramatisch.

Der Klimawandel zeigt seine einschneidenden Auswirkungen in immer neuen Rekorden: So war der kalendarische Sommer 2023 der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940. Besonders betroffen von der extremen Hitze war die Mittelmeerregion im Monat Juli: An Land brüteten die Bewohner:innen der Mittelmeerländer tagsüber bei bis zu 45 Grad Celsius Lufttemperatur. Auf Sardinien wurden sogar 48 Grad Celsius registriert, in Nordafrika lagen die Werte teils noch darüber. Zu den Folgen der Hitzewelle zählten auch heftige Waldbrände: Unter anderem verbrannten rund zehn Prozent der gesamten Fläche der griechischen Insel Rhodos. 

Mittelmeer besonders vom Klimawandel betroffen

Nach einer Analyse der World Weather Attribution Initiative wäre diese Rekordhitze im Juli 2023 ohne den menschengemachten Klimawandel praktisch unmöglich gewesen. Die Mittelmeerregion erwärmt sich nämlich etwa 20 Prozent schneller als der globale Durchschnitt: Die Lufttemperatur liegt hier bereits um 1,5 Grad Celsius höher als vor der Industrialisierung. Dass sich diese Region schneller erwärmt als andere, hat unter anderem mit der zunehmenden Trockenheit der Böden und der abnehmenden atmosphärischen Trübung durch Aerosole zu tun. 

Die Hitzewelle erfasste auch das Meer: Durchschnittlich 28,7 Grad waren es an der Wasseroberfläche im Mittelmeer am 24. Juli 2023, höher als je zuvor.  Seit den 1980er Jahren steigt die Wassertemperatur im Mittelmeer um 0,29 bis 0,44 Grad pro Dekade. Für die Meeresbewohner bedeutet dies neben der Verschmutzung, Übernutzung und Versauerung zusätzlichen Stress – immer häufiger kommt es zum Massensterben von Korallen oder Schwämmen. Viele Arten von Muscheln, Fischen, Reptilien und Säugetieren sind bei einem ungebremsten Fortschreiten des Klimawandels vom Aussterben bedroht. 

Unwetter und düstere Zukunftsaussichten

Die hohen Wassertemperaturen begünstigen zudem die Entwicklung schwerer Unwetter, so wie Anfang September 2023, als sintflutartige Regenfälle ganze Landstriche in Griechenland, Bulgarien und der Türkei verwüsteten und zwei Staudämme in Libyen bersten ließen, was mehreren tausend Menschen das Leben kostete. 

Die physikalische Ursache der starken Regenfälle war eine sogenannte Omega-Wetterlage Anfang September: Während ein Hochdruckgebiet stabil über Mitteleuropa lag, konnten sich an dessen Rändern – also im Nordatlantik und südlich von Griechenland – zwei Tiefs über längere Zeit aufhalten. Tief „Daniel“ über dem Mittelmeer erhielt aufgrund der hohen Wassertemperaturen über Tage hinweg immer wieder Feuchtenachschub, was die außergewöhnliche Intensität der Regenfälle erklärt.

Die Liste der dramatischen Wetterrekorde dürfte in Zukunft weitergeschrieben werden. In einer zwei Grad wärmeren Welt könnte laut World Weather Attribution Initiative solch eine Hitzewelle wie im Juli 2023 alle zwei bis fünf Jahre auftreten. Auch der Weltklimarat IPCC warnt vor den Auswirkungen weiter steigender Temperaturen in der Mittelmeerregion: Eine große Zahl an Menschen wird von zunehmender Hitze, Dürre und dem steigenden Meeresspiegel betroffen sein. In manchen Regionen werden sie auch häufigeren und intensiveren Starkregenereignissen ausgesetzt sein. Die Möglichkeit zur Anpassung des Ökosystems und der Menschen an diese Veränderungen sieht das Gremium als begrenzt an.

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