Klimawissen
02.12.2022

Wie trägt Seegras zur Bekämpfung des Klimawandels bei?

Seegras unter Wasser
Seegras unter Wasser
Seegras unter Wasser

Seegräser sind Pflanzen, die in den Gewässern vor den Küsten aller Kontinente leben, außer der Antarktis. Sie bilden große Unterwasser-Wiesen – dichte, grüne Ökosysteme, die seichte Teile des Meeresbodens bedecken, Kohlendioxid (CO2) aufnehmen und im Boden speichern.

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Dies geschieht durch eine Kombination mehrerer Prozesse:

  • Seegras bindet CO₂ durch Photosynthese.
  • Es sammelt organischen Kohlenstoff anderer Organismen, wie Algen und Tiere.
  • Es speichert diesen organischen Kohlenstoff im Sediment.

Werden Seegraswiesen geschützt oder neu angepflanzt, können sie zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen – als naturbasierte Lösung zur Umkehrung der CO₂-Emissionen, eine sogenannte "negative Emissionstechnologie".

Seegras bindet CO₂

Wie Pflanzen an Land braucht auch Seegras Licht und CO₂, um zu wachsen. Es lebt deshalb in so geringer Wasserstiefe, dass noch ausreichend Sonnenlicht durchdringt. Über den biologischen Prozess der Photosynthese baut das Seegras einen organischen Kohlenstoffkörper auf, das heißt, es wächst und entzieht dem Wasser gleichzeitig CO₂. Das CO₂ im Wasser stammt aus der Atmosphäre, das der Ozean durch molekulare Diffusion an der Oberfläche aufnimmt. Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass sich die CO₂-Teilchen von einem Ort mit hoher Konzentration (der Luft) dorthin bewegen, wo weniger CO₂ vorhanden ist (dem Ozean). Auf diese Weise entzieht das Seegras der Luft über das Wasser CO₂.

Seegras sammelt Kohlenstoff

Seegraswiesen sammeln zudem den Kohlenstoff anderer lebender Arten ein. Mit ihrem dichten Blätterdach fangen die Pflanzen Schwebeteilchen und halten sie in ihrer Wiese fest. Zu diesen Partikeln gehört auch lebendes oder totes Phytoplankton – winzige Pflanzen, die ebenfalls Photosynthese betreiben. Im Seegras wohnen außerdem Tiere, die dort Nahrung und Schutz suchen. Wenn sie sterben, werden ihre Überreste im Sediment begraben. Sowohl das eingefangene Plankton als auch die toten Überreste der Tiere enthalten Kohlenstoff, der im Boden gespeichert wird. Das ist möglich, weil das Seegras die Zersetzung des organischen Kohlenstoffs zu CO₂ auf einzigartige Weise verhindert.

Seegras speichert Kohlenstoff

Seegras hat ein sehr dichtes Blätterdach, das imstande ist, die Wasserströmung auf dem Meeresboden zu reduzieren. Seine Wurzeln und Rhizome (unterirdische Stämme der Pflanzen) schützen den Boden vor Aufwirbelung. Auf diese Weise wird der Boden zusammengehalten und ist bereits in wenigen Zentimetern Tiefe fast sauerstoffrei. Mikroben können den organischen Kohlenstoff, der sonst CO₂ produzieren würde, dann nur sehr langsam zersetzen. So lagern Seegraswiesen CO₂ ein und verhindern, dass es in die Atmosphäre gelangt. Solange das Seegras auf einer wachsenden Schicht aus kohlenstoffreichem Sediment steht, funktioniert es wie eine Schutzschicht. Über Jahrhunderte, in manchen Fällen sogar Jahrtausende, schließt es den Kohlenstoff ein.

Seegras ist effizient

Durch Abbau, Sammlung und Speicherung von Kohlenstoff trägt Seegras zur Bekämpfung des Klimawandels bei. Es ist dabei bemerkenswert effizient, da es Kohlenstoff 30 bis 50 Mal schneller im Boden speichert als die Wälder an Land. Die Seegraswiesen in der deutschen Ostsee haben zum Beispiel auf einer Fläche von 285 Quadratkilometern rund 8,14 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen gespeichert. Sie verhindern, dass dieses CO₂ in Zukunft wieder in die Luft gelangt.