Ist vielleicht etwas anderes als der Mensch die Ursache?
Behauptung: „Wer atmet, verstärkt den Treibhauseffekt“
Behauptung: „Es ist unbestreitbar, dass jeder Mensch täglich ein halbes Kilo CO2ausatmet und damit für den gefährlichen Klimawandel verantwortlich ist. … Wenn die Kinder in den Schulen lernen würden, täglich einige Minuten die Luft anzuhalten, leisten sie einen Beitrag zum Klimaschutz.“ Uwe Timm, Autor des rechts-libertären Magazins „eigentümlich frei“
Antwort: Selbstverständlich wird bei der Atmung von Mensch oder Tier (wie auch beim Verrotten von Pflanzen) Kohlendioxid frei. Doch dieses CO2 ist kein Problem fürs Klima, es erhöht die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre nicht – denn das Gas stammt aus der Verarbeitung von Nahrung, die zuvor zu Lebzeiten das CO2 durch Photosynthese aus der Atmosphäre gefiltert hat. Das beim Atmen freiwerdende CO2 ist also Teil des natürlichen Kohlenstoff-Kreislaufs.
Jedes Schulkind weiß: Beim Einatmen nehmen wir Sauerstoff auf, und beim Ausatmen geben wir Kohlendioxid ab. Aus dieser schlichten Tatsache lässt sich aber nicht ableiten, dass wir mit unserer Atmung zur menschgemachten Erderwärmung beitragen. Denn das Kohlendioxid in der (Aus-)Atemluft ist bloß ein kleiner Teil im großen Kohlenstoffkreislauf der Erde.
Auch dies haben Sie bestimmt in der Schule gelernt: Pflanzen nehmen CO2 aus der Atmosphäre auf, sie wandeln es unter Ausnutzung der Sonnenenergie in Kohlenstoff um, aus dem sie dann ihr Gewebe aufbauen, also Wurzeln, Stiele, Blätter, Früchte.
Dieser Vorgang ist sozusagen das Gegenstück zur Atmung: Das Pflanzengewebe wird später zur Grundlage der Nahrungskette; es wird von Tieren gefressen, und diese Tiere werden wiederum von anderen Tieren gefressen und diese (oder auch die Pflanzen direkt) wiederum von Menschen. Vereinfacht gesagt verbrauchen Mensch und Tier aus der Atmosphäre stammenden pflanzlichen Kohlenstoff und geben das dabei freiwerdende Kohlendioxid wieder zurück in die Atmosphäre(siehe Abbildung 1) – dies ist ein geschlossener Kreislauf.
Abbildung 1: Mit seiner Atmung ist der Mensch normaler Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs – das CO2, das er ausatmet, ist zuvor von seinen Nahrungspflanzen (oder denen der verspeisten Tiere) aus der Atmosphäre entnommen worden; Quelle: SkepticalScience.com
Genauer gesagt stoßen wir beim Ausatmen Kohlendioxid aus, das bei der Zellatmung in den sogenannten Mitochondrien unserer Körperzellen entsteht. Die Mitochondrien sind so etwas wie die „Energiekraftwerke“ unseres Körpers. In diesem Stoffwechselprozess werden Kohlenhydrate (in der unten gezeigten Formel z.B. Glucose) unter Verbrauch von eingeatmetem Sauerstoff verbrannt. Bei diesem Vorgang wird Energie freigesetzt, die zur Aufrechterhaltung der Körper- und Lebensfunktionen notwendig ist. Als Abfallprodukte fallen Kohlendioxid und Wasser an.
Dieser Prozess lässt sich mit einer vergleichsweise einfachen chemischen Formel beschreiben – dem Herzstück des menschlichen Stoffwechsels:
(1): C6H12O6 + 6 O2 → 6 CO2 + 6 H2O + Energie
Das Gegenstück hierzu, die Photosynthese, lässt sich mit dieser chemischen Formel beschreiben:
(2): 6 CO2 + 12 H2O + Energie → C6H12O6 + 6 H2O + 6 O2
Oder in Worten: In den Chloroplasten (den mit Chlorophyll gefüllten Teilen von Pflanzenzellen) werden aus Kohlendioxid, Wasser und durch Sonnenstrahlen übertragene Energie Kohlenhydrate gebildet (dargestellt in der Formel für Glucose). Als Abfallprodukte entstehen Sauerstoff und eine kleine Menge Wasser.
Das Kohlendioxid, das wir ausatmen, stammt also aus Gleichung (1). Aus den Formeln lässt sich auch ablesen: Wir geben lediglich CO2 an die Luft zurück, das dort zuvor schon vorhanden war. Wenn unser Körper im Ruhezustand ist und der Stoffwechsel langsam läuft, wird etwas weniger Kohlendioxid produziert – bei körperlicher Anstrengung, beispielsweise Sport, etwas mehr. Zumindest mit seiner Atmung ist der Mensch deshalb Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs. Das dabei freiwerdende Kohlendioxid stellt vor diesem Hintergrund kein Problem fürs Klima dar und trägt nicht zur menschengemachten Erderwärmung bei.
Diese Aussage gilt hingegen nicht für Treibhausgase, die beim intensivierten Anbau von Nahrungspflanzen entstehen (etwa durch den Einsatz von Kunstdünger – bei dessen Produktion und Verbrauch werden zusätzliche Treibhausgase frei) oder bei der konventionellen Tiermast (etwa wenn Regenwälder abgeholzt werden, um dort Rinder weiden zu lassen oder Soja als Tierfutter anzubauen – auch das verursacht zusätzliches CO2) oder beim Transport von Nahrungsmitteln zum Endverbraucher (durch dieselbetriebene Lkw beziehungsweise deren Abgase). Durch solche Emissionen (und erst recht durch die massenhafte Verbrennung fossiler Rohstoffe) bringt der Mensch das Klima aus dem Gleichgewicht, da der bei diesen Prozessen verbrauchte Kohlenstoff nicht aus der Luft stammt, sondern aus dem Abbau von Langzeitspeichern.
Man könnte also zusammenfassen: Nicht das (Aus-)Atmen sollte betrachtet werden bei der Suche nach einem möglichen Klimaproblem, sondern die Produktion der zuvor verspeisten Nahrung. Solange ein Mensch klimaschonend produziertes Essen zu sich nimmt, trägt sein Stoffwechsel nicht zur Erderwärmung bei.
Kaitlin Alexander/klimafakten.de, September 2010;
zuletzt aktualisiert: August 2021