Klimafaktenpapier zeigt massive Veränderungen des Klimasystems und breite Unterstützung für ambitionierte Klimapolitik
Die globale Erwärmung schreitet beschleunigt voran – zahlreiche Klimaindikatoren haben in diesem oder im vergangenen Jahr neue Rekordwerte erreicht. Das Klimafaktenpapier fasst den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Klimawandel kompakt und verständlich zusammen – und zeigt eine breite Unterstützung in der Bevölkerung für ambitionierte Klimapolitik. Erarbeitet wurde das Papier von sechs führenden Organisationen der Klimaforschung und Klimakommunikation und wurde anlässlich der diesjährigen UN-Klimakonferenz veröffentlicht.
Erstmals enthält das Klimafaktenpapier neben naturwissenschaftlichen Daten auch Befunde aus den Sozialwissenschaften. „Die Sorge um das Klima bleibt in der Gesellschaft weiterhin groß. Eine repräsentative Umfrage unter rund 130.000 Personen in 125 Ländern zeigte, dass sich weltweit 89 Prozent der Menschen von ihren Regierungen eine ambitionierte Klimapolitik wünschen“, sagt Thomas Hickler, Vorstand des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK) und Professor am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt am Main.
Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung verantwortete in dem heute veröffentlichten Papier den Abschnitt zum globalen Klimawandel und macht deutlich: „Wir beobachten, dass weltweit Meer- und Festlandeis schrumpfen, der Anstieg des Meeresspiegels sich beschleunigt und Wetterextreme wie Hitzewellen, Dürren und Starkregen zunehmen.“
Bei einem weiteren Temperaturanstieg steigen auch die Risiken erheblich, dass es zu abrupten, unumkehrbaren und sich teils selbst verstärkenden Veränderungen kommt. Auch können sogenannte Kipppunkten im Erd- und Klimasystem erreicht werden. „Die tropischen Korallenriffe haben wir vermutlich bereits verloren“, sagt Frank Böttcher, Veranstalter des ExtremWetterKongresses. „Spätestens ab 1,5 Grad Erwärmung betreten wir auch bei weiteren Kippelementen, etwa den Eisschilden auf Grönland und der Antarktis oder der Atlantischen Umwälzzirkulation, den Hochrisikobereich.“
„Angesichts des Forschungsstandes zum Klima ist es gefährlich, bestehende Klimaschutzinstrumente, die auf EU-Ebene bereits beschlossen wurden, wieder in Frage zu stellen“, betont Carel Mohn, Geschäftsführer des Wissenschaftsportals Klimafakten. „Ganz im Gegenteil bräuchte es noch entschlossenere und ambitioniertere Politiken als bisher, um sich an bereits unvermeidliche Klimaveränderungen anzupassen und mit dem Ausstoß von Treibhausgasen aufzuhören.“
Das Klimafaktenpapier wurde erstmals 2020 veröffentlicht und jetzt zum vierten Mal aktualisiert. "Das Dokument hat sich mittlerweile zu einem exzellenten Referenzpapier entwickelt, das auch und insbesondere Laien die wichtigsten Fakten und die hohe Brisanz des aktuellen Klimawandels auf wenigen Seiten nahebringt", sagt Prof. Dr. Clemens Simmer, Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft. Basis sind Synthesereports, etwa der Sechste Sachstandsbericht des IPCC, ausgewählte Studien aus der begutachteten Forschungsliteratur und Beobachtungsdaten von wissenschaftlichen Monitoringdiensten, u. a. von den im DKK und im Helmholtz-Forschungsverbund zusammengeschlossenen Einrichtungen, von meteorologischen Institutionen wie der US-amerikanischen NOAA, der WMO oder dem DWD