Berlin Science Week: Outposts of Science – Helmholtz weltweit
Von der Arktis über den Pazifik bis in die Antarktis – Helmholtz-Wissenschaftler:innen sind weltweit tätig. Im Rahmen der Berlin Science Week konnten Interessierte den Wissenschaftler:innen in der Ferne jetzt live ihre Fragen stellen. Die Veranstaltung, die am 04. November 2023 im Berliner Naturkundemuseum stattfand, wurde von Rosmarie Wirth vom Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY und der Universität Hamburg sowie Matthew Slater vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) moderiert und gemeinsam von der Helmholtz-Klima-Initiative und Helmholtz SynCom organisiert.
Supermarkt und Bar in Eigenregie
Fieke Rader vom AWI leitet die deutsch-französische Forschungsstation AWIPEV in der Arktis auf dem norwegischen Spitzbergen-Archipel. Hier wird vor allem zum Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die arktische Umwelt geforscht. Die Station ist Teil der Forschungsbasis Ny-Ålesund. Im Sommer leben und arbeiten hier rund 120 Menschen, im Winter etwa 30. Ein Restaurant gibt es in Ny-Ålesund nicht, dafür aber einen kleinen Supermarkt sowie eine Bar, die beide von den Forschenden selbst betrieben werden. Bald geht die Sonne in Ny-Ålesund für knapp zwei Monate nicht mehr auf. Vor der Dunkelheit der Polarnacht hat Rader jedoch keine Angst. Sie weiß: „Ein klarer Tagesrhythmus, die Polarlichter und der Sternenhimmel helfen mit der Dunkelheit umzugehen.“
Sport und Spiele in der Antarktis
In der Antarktis betreibt das AWI die Neumayer-Station III. Ganzjährig wird hier Polarforschung betrieben. Während im antarktischen Sommer bis zu 50 Menschen an der Station leben und arbeiten, wird es im Winter leerer: Dann sind nur noch eine Köchin, drei Ingenieur:innen, ein Arzt und fünf Wissenschaftler:innen vor Ort. Sie bilden das sogenannte Überwinterungsteam. Die Umweltwissenschaftlerin Nellie Wullenweber und der Meteorologe Lukas Muser sind Teil des Teams. „Langweilig wird es trotzdem nie“, so Wullenweber. Man mache viel Sport und spiele Gesellschaftsspiele. Trotzdem sei der begrenzte Kontakt zu Familien und Freunden schwierig, denn „bei Geburtstagen und Hochzeiten sei man eben nicht dabei“, so Muser.
Pizza auf Palau
Physikstudentin Lisa Rüther vom AWI ist derzeit am Atmosphären-Observatorium in Palau, einem Inselstaat im Westpazifik mit weniger als 20.000 Einwohnenden. Das Observatorium ist Teil des EU-Forschungsprojektes StratoClim, an dem 28 europäische Forschungsorganisationen beteiligt sind und das vom AWI geleitet wird. Am Observatorium werden vor allem die Troposphäre und die Stratosphäre, die beiden untersten Schichten der Atmosphäre, untersucht. Beide sind wichtig für das weltweite Klima. Im Gegensatz zur Arktis und Antarktis lebt Palau vor allem von Tourismus. Abgeschieden von der Zivilisation ist Rüther daher nicht: „Wenn ich eine Pizza essen möchte, muss ich nur ein paar Straßen weiter ins Restaurant.“
Live dabei: Start eines Wetterballons
Ein besonderes Highlight der Veranstaltung: Der Start eines Wetterballons, live übertragen aus der Antarktis. Wie auch an den anderen beiden Außenposten wird dort täglich um zwölf Uhr ein mit Helium gefüllter Latexballon gestartet. An ihm hängt eine kleine Box, die unter anderem Druck, Temperatur und Feuchte misst. Der Ballon steigt 30 Kilometer in die Höhe und sendet bei seinem Flug die gemessenen Daten direkt über Funk an die jeweilige Station. So werden über Tage, Monate und Jahre hinweg wichtige Messdaten erhoben, die es erlauben, die Veränderung der Atmosphäre über einen längeren Zeitraum hinweg zu erfassen.
Einzigartige Erfahrungen
In einem sind sich alle einig: Ein Forschungsaufenthalt ist eine unvergessliche Erfahrung, egal ob in der Arktis, der Antarktis oder in Palau. „Es ist das Gesamtpaket, was es hier so spannend macht“, berichtet Rader. „Durch das sich ändernde Licht sieht die Landschaft hier jeden Tag anders aus. Das wird nie langweilig. Und auch das Leben in einer solchen Gemeinschaft ist etwas Besonderes.“ Während Wullenweber vor allem die Polarlichter faszinieren, war es für Muser ein besonderes Erlebnis, nach zwei Monaten Polarnacht das erste Mal die Sonne wieder zu sehen: „Da merkt man, dass man die Sonne vermisst hat.“ Rüther betont, wie sehr man während eines Forschungsaufenthalts an sich selbst wächst: „Jeder Tag ist neu. Man macht Sachen, die man sich früher nicht zugetraut hat.“